Freitag, 14. Dezember 2018

Der analoge Mensch im digitalen Universum | #socialmedia logbook

The life... in front of my eyes



Ich könnte das hier auch abfällig mit: "Die (mitunter) bescheuertesten Neuheiten aus dem Internet" übertiteln.. aber das wäre zu kurz gegriffen und zu kurz gedacht. Denn hinter den Schlagworten "The tea is hot #saveyourinternet", welche die aktuellen Aufreger der letzten Wochen gut zusammenfassen, steckt mehr, als man auf Anhieb erkennen kann.. zumindest finde ich das. Vielleicht liegt das da dran, daß ich zwar schon im Thema drin bin, aber doch nicht so nah dran, daß ich nicht mehr erkennen könnte, was sich noch hinter all dem 'DRA-MA, baby' verbirgt.
Für all diejenigen, die Social Media-technisch glücklich unter einem Stein leben 😅 - oder aber, anders betrachtet, in der ECHTEN Welt (in der zum Frühstück Zeitung gelesen wird und Nachrichten geschaut und nicht nur durch die Twitter-Timeline gescrollt) - für die habe ich ein Video, was ganz kurz in den Stoff einführt.. zieht es euch rein (es ist besser und treffender/zugespitzter dargestellt, was YouTube in diesem Jahr ausgemacht hat, als die offizielle Version des YouTube-Rewind es zeigen konnte) ↓









1. Nichts ist, wie es scheint: die Wahrheit kommt ans Licht



  • Jeffree Star.. ist nicht der Fürst der Finsternis


Jeffrees persönliches Mantra 'can't relate' und auch seine Erscheinung als der Fürst der Finsternis von Youtube (nicht bloß wegen seines etwas hageren Looks, sondern auch wegen seines kolportierten, düsteren Verhaltens) hätten mich niemals auf den Gedanken gebracht, daß es zwischen uns Schnittmengen geben könnte. Und auch Shane Dawson hatte ja Angst vor ihm, bevor er seine Dokumentationsreihe über ihn begann... weil er ihn eigentlich nicht verstand. Und das kam überhaupt erst dadurch zustande, daß Jeffree nach einem zweiten Mantra lebt, nämlich: "Build a castle, keep everyone out". Das brachte in mir eine Seite zum Klingen... YES, I CAN RELATE: weil ich ganz genauso bin. Und damit habe ich tatsächlich etwas, mit dem ich mich mit ihm identifizieren kann, hinten seinen hohen Palastmauern. Geschützt. Eingemauert.




  • Tara.. ist keine nette, große Schwester #tamtamsisters



Dabei hat Tara sich ohne Not selbst in die ganze Chose #prdesaster reingeritten: das ganze Video und seine Aussagen sind ein Widerspruch in sich, da einerseits etwas gepredigt und dann etwas ganz anderes vorgelebt wird; was ja kein unbekanntes Phänomen ist und wahrscheinlich uns allen in unserem Leben immer wieder passiert. Nobody's perfect und so.. problematisch ist es nur, wenn ich mich in einem Video eben als das hinstelle, eben als perfekt und als moralische Instanz, diese Erhöhung meines Selbst aber nur durch die Herabwürdigung anderer bewerkstellige.. und das zweite Problem an diesem (fragwürdigen?) Monolog ensteht spätestens durch sein Format als YouTube-Video. Denn in der Natur des Videos liegt nun mal, daß es kein Gespräch ist, sondern eben ein Monolog! In einem fertig produzierten Filmchen kann der Sender seine Worte nicht mehr revidieren bzw. auf Nachfragen, die beim Empfänger entstehen, direkt antworten und somit die getätigten Aussagen zumindest relativieren und/oder besser verständlich machen. Es besteht in Formaten wie YouTube-Videos immer die Gefahr, sich selbst in ein schlechtes Licht zu rücken; allerdings sind mir persönlich Menschen sympathischer, die offen zugeben, was sie für Makel haben und öfter schlechter rüberkommen, als sie tatsächlich sind (Paradebeispiel: MrsBella!), als jemand, der krampfhaft  - und ganz offen! - versucht eindeutig besser dazustehen, als er in Wirklichkeit ist. 



  • YouTube.. ist kein Job



Oder aber: "Von was braucht ihr denn Urlaub??" zitierte Marie im Video zusammen mit ihrem Freund und Geschäftspartner Alex eine gängige Meinung, die ihnen beiden in ihrer Funktion als Vlogger immer wieder an den Kopf geworfen wird. Ich hatte gedacht, daß allein der Video-Untertitel "Wie gehen wir mit Kommentaren um, die uns vorwerfen, nichts zu arbeiten?" als Vorwort ausreichen würde, um solcherlei Wortbeiträge direkt zu entkräften..
aber nein! Anscheinend lesen nicht alle die vorangestellte Arbeitshypothese eines Videos - oder aber sie entblöden sich einfach trotz alledem nicht, genau das Vorurteil zu wiederholen, mit dem das Video anscheinend aufräumen will. Und so entspann sich in der Kommentarspalte mal wieder eine heiße Diskussion, in der mit (meiner Meinung nach) immer noch recht vorsintflutlichen Ansichten über "Jobs der Neuzeit" aufgewartet wurde! 

"Ich würde nicht sagen, dass ihr Influencer nicht arbeitet. Aber es ist einfach ein Unterschied, ob ich morgens um 8 in der Arbeit stehen MUSS oder KANN. Ob ich von meinem Chef an einem Samstag von 9-18 Uhr zu einer Fortbildung geschickt werde oder nach Bali, Griechenland, in die DomRep,... fliegen DARF, um an einer Vorführung für ein Produkt teilzunehmen. Ich bekomme von meinem Chef die Bitte noch zusätzlich dies und das zu erledigen und keine Goddie Bag. Wenn ich früher gehen muss, da meine Familie mich braucht, bekomme ich Minusstunden und keine Anerkennung von tausenden fremden Menschen. (...) Am Abend müssen wir anderen einkaufen, kochen, putzen... Wir bekommen keinen Saugroboter gesponsert oder haben 20 Pakete mit Leckereien im Flur stehen, an denen ich mich in einer übergroßen Wohnung erfreuen kann (...) Dann endlich die Urlaubszeit, der Chef hat’s genehmigt. Aber eigentlich ist so ein Urlaub nach Spanien, Griechenland, Italien doch recht teuer, euer „Chef“ spendiert euch ein Wohnmobil, mal abgesehen von den vielen „beruflichen“ Reisen, die schon das ganze Jahr stattfinden. Das alles ist kein Angriff, nur ein Versuch, euch zu zeigen, wie anders ein regulärer Beruf aussehen kann (...) jeden Tag stehe ich dafür auf, press mir mittags ungesundes Zeug rein und schlafe abends vor meinen Lieblingssendungen ein, wenn ich nicht gerade irgendwelche Dokumentationen und Beobachtungen schreibe, da in der Arbeit einfach keine Zeit war. (Unbezahlt!) Ich weiß, ich mache etwas bleibendes für die Gesellschaft... vielleicht ist genau dies der einzige positive Unterschied von Mir zu Euch. (Und sicher von vielen hier unter den Zuschauern). Ich liebe eure Videos (...) Aber wenn Ihr und Eure Kollegen dieses Thema ansprecht, muss ich einfach zurückrudern und für diejenigen einstehen, die das oben genannte nunmal ihren Alltag nennen."
⬍ 
"Ich arbeite selbst von Zuhause aus selbstständig und online. Ich arbeite seither mehr, als in meinem Job als Angestellte. Nur weil wir nicht jedem Tag um 6 Uhr aufstehen, heißt es ja nicht, dass wir deswegen nur 4h am Tag arbeiten. Totaler Quatsch. Unser Tag verschiebt sich nur manchmal etwas nach hinten. Wir müssen auch einkaufen, putzen, Termine wahrnehmen, zum Arzt oder sonst was. Die Minusstunden haben wir auch und müssen dann abends um 10 noch vor dem Laptop sitzen. Und auch wir haben Kunden, die auch noch am Wochenende was von uns wollen und nerven. (...) Ihr seht aber nur das Tolle und Gute hier auf dem Kanal. Die beiden drehen nicht einfach nur Videos, die ihr dann gucken könnt. Da steckt so viel mehr dahinter... Aber das braucht man alles nicht wieder erklären weil es nicht ankommt und wieder nur gesagt wird, dass dieser oder jener Job ja viel anstrengender ist und und und. Sagen wir Mal so: Jeder kann machen was er eben will. Selbstständigkeit bedeutet "selbst" und "ständig". Könnt ihr ja Mal ausprobieren. Angestellt sein hat Vorteile und Nachteile, genau wie eben auch Selbstständigkeit. Wer aber immer noch denkt, dass Online-Treibende (...) nicht richtig "arbeiten", die haben einfach keine Ahnung. Natürlich kann man eine Krankenschwester nicht mit einer Social Media Managerin vergleichen oder einen Bauarbeiter mit einem Youtuber. Muss man ja auch nicht. Jobs sind nun mal verschieden und verlangen unterschiedliche Dinge von uns ab. Und sorry, dass uns "Online-Menschen" die Arbeit hin und wieder auch Spaß macht. 😊 Das haben wir uns aber auch so ausgesucht. Übrigens ist jedem, der sich über die Art von Job beschwert die er hat, freigestellt, auch YouTube oder Instagram oder was auch immer für einen 'Influencerkram' zu machen, wenn er unzufrieden ist. Wir haben heutzutage nun einmal viel mehr Möglichkeiten uns zu entfalten. Wir dürfen unser Geld nun auch online verdienen und sparen uns so sehr viel Zeit, nicht in ein Büro zu müssen oder in eine andere Stadt. (...) Und glaubt mir, nur weil man für einen Job ins Ausland muss, heißt das ja nicht, dass man da den Spaß seines Lebens hat. Der Vergleich mit 9-18 Uhr Fortbildung oder lieber Bali war auch nicht so dolle. Viele würde sicher nicht tauschen wollen, wenn sie wüssten, wie viel Arbeit so ein Bali-Trip ist. Dann nehmen sie doch lieber den 8h-Tag im Büro statt den 60-h Trip ohne viel Schlaf für einen Kunden/ ein Projekt... Und das Argument mit dem Goodie Bag und dem Staubsauer-Roboter....Leute! Geht es euch echt um einen Staubsauger?! 😁 "



Ich zähle jetzt mal nicht auf, wieviele Leute sich in den Kommentaren als absolut unwissend erwiesen haben.. und damit meine ich: als absolut unwissend ihren eigenen Motiven gegenüber, die also quasi komplett unreflektiert durch ihre Taten stolpern und es schaffen, in ein und demselben Kommentar ihr Argument anzuführen und dann gleich wieder ad absurdum zu führen: meist kommen diese Wortbeiträge inhaltlich aus der Ecke "Ihr [content creator] seid ja sooo ein überflüssiger Berufsstand, ihr tragt nichts bei und habt keinen Nutzen in unserer Gesellschaft.. aber ich schau eure Videos sehr gern!" Ähm... ja! #nocomment 


z.B.: "Es gibt einen großen Unterschied zwischen normaler Arbeit und zum You-Tuber-sein...YouTuber sind im Endeffekt überflüssig und bringen kaum was in die Gesellschaft ein. Trotzdem schaue ich gerne eure Videos."





Grundtenor der Unzufriedenen war dabei eigentlich immer nur: ich bin schlechter dran als Du! Aber eigentlich verbirgt sich dahinter nicht große Ungerechtigkeit, sondern vor allem fehlende Vorstellungskraft für das Leben (und Leiden!) anderer.. Nicht umsonst heißt es "Augen auf bei der Berufswahl!". Und übrigens gibt es immer Nachteile an einem Berufsbild, welche im Ausgleich dafür dann aber meist mit Vorteilen einhergehen.




"Und nur weil es manche Leute schlechter haben als man selbst, darf man nicht jammern? Muss man erst irgendwo eine Jammerlizenz beantragen oder was?"
"Vielleicht sollten alle mal zuerst über diesen Grundsatz nachdenken. Jeder darf sich natürlich die Last, die er trägt, selbst aussuchen...aber keiner kennt das Gewicht einer Last, die er nicht trägt."

Der tolle Lerneffekt des Videos war aber zu sehen, wie in den Kommentaren dann auch andere anfingen, ihre Erfahrungen aus ihrem Berufsfeld zum Besten zu geben und sich darüber zu beschweren, daß auch sie ständig mit Anfeindungen zu tun hätten; Mobbing gegen den eigenen Berufsstand müßen anscheinend alle ertragen, wir können uns also zumindest alle an dem Gedanken wärmen, daß wir in der Hinsicht im selben Boot sitzen! 😅

"Ich hasse dieses Vergleichen und dass jeder immer überall erzählen muss, wie viel er arbeitet und dass sein Leben doch das aller härteste ist. Versteht mich jetzt nicht falsch, ich beschwere mich auch manchmal. Insgesamt muss ich aber sagen, viele Leute müssen vielleicht (körperlich) härter arbeiten als ich. Aber (...)  können wir nicht einfach aufhören uns zu vergleichen und uns stattdessen füreinander freuen? Können wir nicht ehrlich zu uns selbst sein?"




  • Youtube... ist ein Milliardengeschäft



Und dann kam noch die Offenlegung der hohen Content Creator-Gehälter bzw. die Honorare, die sie von ihren Werbepartner einnehmen: und der darauffolgende, öffentliche Aufschrei! Die meisten haben sich nur über die nackten Zahlen echauffiert, die Empörung über die Taktik, Kooperationen zu verschleiern, war schon geringer .. aber das, was mich wirklich erschreckte, war die Erklärung der Marketing-Expertin, wie das Ganze an sich funktioniert - und welche zugrundeliegende Wahrheit da zutage kommt: 
"It's not about talent, it's about viewers"

"Wenn irgendjemand der Meinung dieser Beauty-Influencer einen so hohen Wert beimisst und glaubt, daß Beauty Gurus es verdienen, so viel Geld einzunehmen, nur um Dinge zu rezensieren, dann ist diese Person wahrscheinlich 14 Jahre alt oder ungebildet."  konterte pretty pastel please mit

"...es tut mir leid, aber Du bist ungebildet (wie: nicht im Bilde). Ich sage nicht, daß diese Tätigkeiten Talent erfordern. Dafür braucht es überhaupt kein Talent. Aber hier geht es nicht um Talent, das ist einfach nicht, worum es in der Werbung geht. In der Werbung geht es um Zuschauer.."

Es geht um Klicks. Beim Fernsehen um Einschaltquoten, bei Printmedien um Auflagenzahlen (und Abverkauf) und auf Youtube um Klicks. Um nicht mehr. 
Der 'content' eines Videos muss keine hohe Kunst sein, wenn er nur oft genug geklickt wird! Es geht nicht um Inhalte, es geht nur um die Klickfähigkeit, meist schon anhand des Titels/des thumbnails erkennbar... auf gut deutsch gesagt: wer das angesagteste Thema aufgreift oder wer den skandalösesten Aufreger reißt. 

Was mir wirklich geholfen hat, das ganze Youtube-Erfolg/Misserfolg-Thema anders zu sehen, waren die Aussagen eben dieser Werbe-Frau vom Fach - und ein Zitat, was keine treffendere Definition von YouTube sein könnte:

"YouTube ist eine öffentliche Plattform, auf der halt jeder Hinz und Kunz seinen Sch*** hochladen darf..."




Teil 2......... 🔜 stay tuned!



4 Kommentare:

  1. Das Grundproblem beim Thema "Bloggen/Influencen" als Arbeit ist natürlich, dass es vielen Menschen schwer fällt zu begreifen, dass sich etwas für einen selbst zwar wie Unterhaltung anfühlt, da hinter aber eben Arbeit steckt. Das hast Du ja treffend beschrieben.

    So richtig Mitleid empfinden kann ich dennoch nicht, auch wenn ich als Hobby-Blogger etwas mehr Einsicht habe und nachvollziehen kann wieviel Zeit Blogbeiträge und Co kosten. Für mich ist das eben auch selbstgeschaffenes Problem. Wenn man die ganze Zeit Perfektionismus inszeniert, darf man sich nicht wundern, dass die Leute eben auch glauben, dass man ständig nur Produkte zugesandt bekommt und auf Events abhängt...

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    1. "Für mich ist das eben auch selbstgeschaffenes Problem. Wenn man die ganze Zeit Perfektionismus inszeniert, darf man sich nicht wundern, dass..."
      siehst du, daran hab ich noch nie gedacht! Kann natürlich absolut sein, weil viele das nicht so schöne lieber aussparen.. weil es ja eben auch potenziell tausende Menschen sehen können, denen man das im echten Leben nicht zeigen würde. Ein zweischneidiges Schwert, finde ich, weil ich den Wert selbst der neuen "sozialen Arbeit" aka Arbeit am Menschen/für den Menschen in social media nicht gering einschätze (sind halt der neue Unterhaltungssender mit Identifikationspotenzial, weil eben doch nahbar) und diese Menschen hinter der Rolle auch schützen wollte. Also der Realitätsbezug darf nicht über Ausverkauf der Privatssphäre passieren, ich würde mir wünschen, daß der zumindest von erwachsenen Zuschauern schon über eigene Vorstellungskraft/Einfühlungsvermögen stattfindet. Allerdings erscheinen mir speziell YouTube-Kommentatoren oft extrem fantasielos, also das der Blick nie über den eigenen Tellerrand hinausgeht.. finde ich gruselig!! Das ist doch der Nährboden für Intoleranz!

      Was Alex und Marie angeht, sind die aber tatsächlich von dem Vorwurf, ein problemfreies Glamourleben zu inszenieren, absolut freigesprochen: machen viele, besonders auf Insta, aber die beiden leben ausnahmsweise mal nicht in einer rosa getunten Filter(hach wie witzig, passt auf Insta!)blase, sondern sind eher so die bodenständigen, ehrlichen. Geben sich auch viel Mühe, gute Vorbilder zu sein, also ich finde, sie versuchen sogar manchmal zu bemüht, sich an die Gutmenschenvorgaben aus der Kommentarhetzspalte anzupassen.. ich hätte sie sonst hier auch nicht zitiert bzw. als Beispiel genannt, aber ich empfinde sie konkret mit dem Vorwurf doch tatsächlich eher in der Opferrolle als in 'klarer Fall von selber schuld' :-)

      Liebe Grüße!!

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  2. YouTube-Videos sind Videos. Blogbeiträge sind Texte und Bilder.
    Videos, also Filme, die von vielen Menschen konsumiert werden, müssen auch produziert werden. Die unterschiedlichsten Berufsstände sind in der Filmindustrie vertreten. Vom Kameramann bis zum Ton-Assistenten. Und alle haben ihren Aufgabenbereich. Und jeder wird bezahlt. Egal wieviel Leute sich den Film angucken werden. Jeder bekommt Geld. Selbst der Passant "Statist" der im Hintergrund durchs Bild läuft. Warum soll also jemand, der alle Aufgaben allein übernimmt, um ein Video herzustellen, das Leute (DIE DAFÜR NICHT MAL BEZAHLEN) konsumieren, warum soll er dann also nicht auch dafür bezahlt werden? Und bei ihm kommt es wirklich darauf an ob es jemand sieht oder nicht. Weil einfach mal ein unüberwachter Konzern festlegt, wer ab wievielen Klicks Geld bekommt.
    Und dann wird die Arbeit vom Youtuber nicht mal als Arbeit anerkannt. Weil die Leute die Arbeit nicht sehen. Aber nur weil man die Arbeit nicht sieht, heißt es nicht, dass sie nicht da ist. Ach so, und Redakteure von ner Zeitung bekommen auch Geld!
    Das stinkt alles so nach Ignoranz, Unwissenheit und fehlendem Interesse. Und Angst. Da ist ein neuer Berufszweig. Aber weil er neu ist, und von wenigen gemacht wird, kennt es keiner. Und was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Weil's also neu oder anders ist, muss es also wertlos, schlecht oder einfach blöd sein.

    Habt ihr schonmal versucht ohne zu bezahlen einen Kino-Film anzusehen? Aber bei Youtube ist es ok?
    Etwas nicht zu schätzen, ist eine Sache. Aber das Werk, (die Lebenszeit, die jemand für dieses Werk geopfert hat), herabzusetzen, nur weil's anders ist, ist einfach nur gewollte Ignoranz und Respektlosigkeit.
    Da hat also jemand Lebenszeit (von Grübeln über die entstandene Idee bis zur Umsetzung, bis hin zum Kamerakauf, Drehort aussuchen und herrichten, bis hin zu Film drehen, schneiden, veröffentlichen [und das sind nur ein paar Schritte!]) investiert, damit ich am Schluss KOSTENLOS ein Video sehen kann. Und dann lach ich noch, weil das nicht meiner bekannten Arbeit, weil's nicht meiner kleinen, engen Welt entspricht. Wie respektlos!
    Und übrigens, bei Texten geht auch Lebenszeit drauf!

    Jeder sucht sich seinen Job aus. Mir wurde noch gesagt, dass ich mir was aussuchen soll, was Spaß macht und was ich gerne mache! Bei Künstlern soll es also anders sein? Ein Stück weit sind Künstler (die Erfolg haben wollen) daran gebunden, was alle sehen wollen. Wenn alle sehen wollen, wie vermeintlich perfekt jemand ist, muss er sich danach richten. Ein Schauspieler muss sich auch in seine Rolle finden. Der kann nicht einen Jäger darstellen, wenn ein Fischer gewollt ist.
    Jeder Berufsstand bringt andere Sachen mit sich. Da ist es in Ordnung, wenn der Manager den dicken Firmenwagen als Privatfahrzeug nutzen kann. Aber ein Produktpacket, dass niemals an den neusten Audi rankommt, soll zuviel sein?
    Die Leute sind neidisch. Aber auf die Falschen!

    Hobbys sind meist Tätigkeiten, die Spaß machen. Klar. Mal ne Holzplatte zurecht sägen macht mir Spaß. Aber den ganzen Tag Tischler sein will ich nicht. Und ich urteile auch nicht über ihn, weil ich einmal ne Platte gesägt habe.

    Übrigens nennt man Leute, die etwas machen, ohne bezahlt zu werden, Ehrenamtler. Und ich bin mir sicher, dass nur weil ein paar Ehrenamtliche zur Dankeschön-Feier etwas zu essen spendiert bekommen, niemand deren Arbeit herabwürdigt. Was ist eigentlich mit denen, die helfen, aber nicht zur Feier eingeladen werden? Arbeiten die auch nicht? Ist das alles reiner Spaß?!

    Wenn jemand anfängt, aus Neid oder aus was für einem Grund auch immer, die investierte Lebenszeit von anderen herabzusetzen, gibt's Probleme. Nur weil jemand das Gefühl hat, dass das, was er macht, besser ist, heißt es nicht, dass es auch wirklich so ist.

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    1. Ich hab dich sehr, sehr lieb. Du hast einen ganz wunderbaren Text geschrieben, der viele von den Dingen, die für mich wirklich schwer sind daran (wie: "Weil einfach mal ein unüberwachter Konzern festlegt, wer ab wievielen Klicks Geld bekommt.".. ich kann das nicht mal selbst entscheiden, diese Wahl, ob ich damit wenigstens ein wenig Geld für das nächste Drogerie-Makeup verdienen will, wurde mir genommen.) ausspricht, bei denen ich mich schon daran gewöhnt habe, daß sie einfach so sind.. will heißen, sie ziehen mich wahrscheinlich nur noch innerlich runter. In meinem stillen Kämmerlein. Und dann fragen wir uns manchmal ernsthaft, warum meine Motivation und gute Laune so sehr gelitten hat.

      Und du hast auch Dinge unglaublich schön und schlicht zu einem Ergebnis geführt, was total wie die Faust aufs Auge passt! ("Und dann lach ich noch, weil das nicht meiner bekannten Arbeit, weil's nicht meiner kleinen, engen Welt entspricht. Wie respektlos!") Ja, genau das sollte ich oft mal antworten auf einfach nur unbedachte Kommentare: "Wow, WIE RESPEKTLOS." Nicht mehr.

      Wir sollten aus deinem Monolog ein schönes Video machen, was deine Gedanken bebildert. Er ist nämlich die perfekte Antwort auf all den selbst gemachten Wahnsinn und setzt den ganzen Irrsinn wieder ins rechte Licht, weil du das von außen siehst. Mit normalen Augen.

      Danke

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