Sonntag, 29. Juli 2018

#a work in progress | social media logbook

The life... in front of my eyes


"(...) Es zieht mich runter, auch wenn ich klüger als das sein sollte. Bin ich auch! Aber eben nicht stärker....."

Besonders, wenn ich mich öffentlich äußere - quasi im Scheinwerferlicht, für alle sichtbar - habe ich fast jedesmal den Eindruck, dass ich das eben nicht darf: einfach nur persönlich betroffen sein, wie jeder andere auch. Da kommen jedesmal ganz fix gute Ratschlägen wie "ja aber lass' das nicht..." oder "du darfst das nicht so..." und die Situation wird sehr schnell sehr klein intellektuell runtergebrochen auf "aber du weißt doch....". Das ist für jemand Außenstehenden, der eine Problematik von oben wie unter dem Brennglas betrachtet, natürlich einfach. Und Lösungsansätze, wie pauschal sie auch sein mögen, sind natürlich immer erstmal gut gemeint.

Aber darum geht es nicht; es geht nicht darum, dass ich das nicht alles auf einer Sach-Ebene wüsste. Es geht darum, dass ich trotzdem anders empfinde, so wie andere in der Situation vielleicht auch; aber mir wird das eben (weil ich in der Öffentlichkeit darüber spreche) anscheinend nicht so zugestanden. Anscheinend wird jemandem, der sich öffentlich und für alle lesbar zu einem Thema artikuliert nur zugestanden, das Ganze bereits intellektuell durchdrungen und zu einem abschließenden Ergebnis gekommen zu sein, zu einem versöhnlichen, bitteschön... aber nicht, einfach nur - genau wie alle anderen - mittendrin zu stecken und es zu fühlen und damit rein emotional nicht einverstanden zu sein ... und die Dinge nicht bis zum Ende durchdacht zu haben.




Für mich sind dieses Situationen nicht klein, sie beeinflussen mich sehr großflächig in meinem Leben. Und ich bin deswegen auch nicht nach einem kurzen Bild- oder Blog-Post fertig damit. Ich habe ein Leben, genau wie alle anderen... Und das ist sehr viel störanfälliger, als es kugelsicher arrangierte Instagram-Bilder mit 160 Zeichen erscheinen lassen.. Ich lebe. Nicht nur hinter den Bildern, sondern auch in ihnen. Nicht nur um meinen Account herum, sondern auch durch ihn. Und ich äußere mich auch, während ich denke und im Denkprozess mittendrin... weil ich dadurch sogar noch viel besser etwas durchdenken kann, als ohne mich dazu zu äußeren.

Ich schreibe und veröffentliche, ja: aber eben nicht nur, wenn ich mit einem Gedankenprozess bereits durch bin, wenn ich ihn fertig mit einer Schleife drum als Lektion mit benefit (neudeutsch für: Mehrwert) für alle anderen präsentieren kann, wie auf dem Silbertablett... Ich bin keine Maschine. Ich produziere nichts. Ich gebe aber auch nicht vor, irgendwelche Wahrheiten verbreiten zu wollen.

Wenn es etwas gäbe, was ich vermitteln wollte, dann das es gut und sinnerfüllend ist selbst zu denken. Macht euch eure eigenen Gedanken. Geht nicht rum und sammelt nur fremde ein, wie eine Zitatdatenbank. Seid mutig und habt keine Angst, euer eigenes Gedankenleben zu leben, es all den anderen Gedanken in dieser Welt hinzuzufügen. Denkt, lebt, sprecht, haltet es fest.





Meine Gedanken, Überlegungen, Gefühle und Einstellungen sind immer a work in progress. Ich werde mich dafür nicht mehr beschämen lassen, dass ich keine fix funktionierende Maschine bin, bitte gefühllos, abgesehen von heiter fluffigen Bildunterschriften à la "hi heute habe ich das für euch hahahahaaaa 😘😘😘"

Wenn ich mich äußere und dabei mehr emotionale Bandbreite als ein Kühlschrank offenbare, ist das weder ein Aufruf zu Mitleid noch ein Kreischen nach Aufmerksamkeit. This is simply how I operate..
Maximal ginge es um Mit-gefühl von meinem Gegenüber; für denjenigen, der das möchte und eben kann. Von der anderen Seite, meiner Seite aus, geht es um eine Daseinsberechtigung meiner Gefühle und Gedanken. Sie dürfen einfach so stehenbleiben. Und niemand muss innerhalb von kurzer Zeit zu einer abschließenden und alles heilenden Erkenntnis kommen, glaubt mir. Seid beruhigt; das kann niemand. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Leben ist eher fühlen denn denken - und ich will einfach nur genauso leben, wie alle anderen das auch dürfen: auch öffentlich. Auch in den ach so sozialen Medien.. auch, wenn alle anderen dabei zusehen.

I am
 :my instagram identity






2 Kommentare:

  1. Hey manchmal haust du mich echt so vom Hocker mit deinen Gedanken und heute wieder.
    Erstens musste ich über "mehr emotionale Bandbreite als ein Kühlschrank" richtig laut lachen (immer gut im Büro ^^) und zweitens fand ich "das Gras wächst nicht schneller..." so ein tolles Bild! Wahrscheinlich, weil es meine emotionale Welt so treffend illustriert - ich versuche oft, am Gras zu ziehen. Und verzweifle an der Sturheit des Grases!

    Inhaltlich: ich finde es gerade toll, dass du uns auf die Reise deiner Gedanken und Gefühle mitnimmst. Vielleicht bist du deswegen einer der letzten Blogger, die ich noch lese? Du bist authentisch. Ich mag das. Viele Menschen scheinen aber auch Angst davor zu haben oder sich zumindest unwohl damit zu fühlen; wahrscheinlich die, die selbst den ganzen Tag damit beschäftigt sind, vor sich und anderen Fassaden zu bauen, weil sie Ablehnung befürchten, wenn sie denn ihr wahres Ich offenbarten.

    Liebe Grüße!

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    1. Hey hey:-D

      Das Zitat mit dem Gras ist leider nicht von mir: ich freue mich aber, dass du es noch nicht kanntest und es deswegen so einen Aha-Moment produzieren konnte in dir! Es ist schon seltsam, wie sehr einen einzelne Sätze beeinflussen können.... und dieser hier hilft mir auch, seitdem ich ihn kenne, das Gras einfach wachsen zu lassen und ihm dabei zuzusehen.

      Und ich finde es toll zu hören, dass schon mal eine Person gerne mitkommt auf die Reise zu meinen Gedanken und Gefühlen. Ich habe ja keine Wahl, denn zu schreiben ist mir einfach ein unabwendbares Bedürfnis und was ich schreibe, ist diktiert von dem was ich nun mal bin: ich kann das also gar nicht in eine Form bringen, die potentiell irgendjemanden gefallen könnte; es ist was es ist..
      Das ist auch der Grund dafür, dass ich eben authentisch bin. Ich bin weil ich bin, wie alle anderen auch. Gleichzeitig bin ich nicht so wahnsinnig gut im Verstecken, zumindest nicht lange -  das macht mich krank. Ich habe aber auch lange überlegt, wie viel ich von dem was ich bin zeigen soll..
      Dein Kommentar zur Angst vor Ablehnung erinnert mich an "People aren't fake, they hide. That said, they aren't unreal, they are afraid"

      Ich freue mich, dass es dich irgendwie trifft und nicht andersherum abschreckt, weil ich deine Art mag und deine Kommentare wahrscheinlich vermissen würde.

      Gruß

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