Ich habe geträumt
wie es war, als ich den Blog angefangen habe zu führen; wie ich mir vorstellte, ihn zu gestalten, inhaltlich und vom Rahmen her.. und wie sehr es nun ganz anders geworden ist, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich war wieder im Jahr 2013 und konnte von dort aus ganz klar sehen, wie sehr ich - aus dieser Perspektive - meine eigenen Vorstellungen aufgegeben habe; wie ein Blatt das fällt. Lautlos..
Ich habe aber auch geträumt, daß mein Schatz das Sofa nicht kaufen sollte, was ich ausgesucht hatte, einfach weil es letztendlich dann null zu IHM passt. Das ist nicht richtig.
Am nächsten Morgen habe ich mich als erstes auf meinen Video-Hintergrund gesetzt, der ein Sofa ist, auf dem man wirklich sitzen kann und auf welches die erste Morgensonne fällt, sobald sie aufgegangen ist. Ich habe das Fenster geöffnet und ein bißchen gefroren und im Licht über einem heißen Kaffee eines meiner französischen Lieblingslieder gehört, was Ruhe und Sonne und die Luft von sommerwarmen Bahnsteigen ausstrahlt. Ich habe zuerst alle Neuigkeiten zum Brexit gelesen (mein Lieblingsthema, wenn ich mich mal mit was beschäftigen will, was so null mit meinen sonstigen Beschäftigungen zu tun hat) und erst DANACH habe ich Instagram geöffnet: und dieses Bild gesehen.
Neben Tiervideos, die die Welt DEFINITIV besser machen!, ist das mit der letzte Grund, warum ich mich überhaupt noch auf Instagram rumtreibe: es ist neben unglaublich viel BS (IMHO) auch ein Hort von erstaunlichen Einsichten. Und von Kunst. Und vom Meer. Und Unterwasserbildern. Und augenöffnenden Sprüchen. Es ist nämlich so, daß ich in meinem Alltag nicht gerade umzingelt von Mitmenschen oder Situationen bin, die bewußtseinsweiternde Dinge am laufenden Band ausspucken würden. Deswegen bin ich für ein bißchen seelenschmeichelnde Inspiration immer dankbar, woher sie auch kommen mag.
Und mit diesem Bild vor Augen habe ich mir angesehen, wie so mein neuestes Video läuft: und es lief... schlecht. Ich bin ja eh schon ein ganz kleines Licht auf YouTube, aber die Klicks waren selbst für meine Verhältnisse unterirdisch. Anscheinend interessierte sich ein Großteil meiner Abonnenten nicht für meine Zusammenstellung aller Schminkitalks und den lustigen(?) Rückblick auf die letzten zwei Jahre, mit Aufnahmen vom ersten Dreh bis heute. Ich fand die Idee großartig und ich liebe es auch, solche Videos bei anderen anzuschauen.. es war meiner Meinung nach die perfekte Mischung aus Unterhaltung und Information (was habe ich gelernt?) gewürzt mit privaten Einblicken: also quasi das alles-in-einem-Paket. Nur anscheinend nicht für den, der nur Infos von mir will und eigentlich nichts von mir darüber hinaus.
Das wurde mir erst im Lichte der Erkenntnis "You see someone's true colours when you are no longer beneficial to their lives" klar: und ich bin noch dabei, es zu verdauen, sprich; es auf meine eigenen Situation anzuwenden. Es hat mich aus meiner gewohnten Bahn geworfen, wie ich meine ganze Internet-Schaffenstätigkeit sehe.. und ich schaffe es nicht mehr, zu dieser alten Sichtweise zurückzukehren und einfach weiterzumachen, so wie immer.
Der Unterschied zu meinen anderen Videos lag wohl darin, das es nichts Neues zu sehen gab, sondern schlicht eine Rückschau: das war zwar ein neues Format, aber es gab keine daraus abzuschöpfenden, neuen Informationen - über Produkte, Techniken oder vielleicht nur meine persönlichen Neuigkeiten? Es war - so wurde mir erst im Nachhinein klar - ein sehr personenzentriertes Format, in dem es hauptsächlich um mich und meine Sicht auf Erlebnisse ging. Und das war anscheinend nicht interessant, also... ICH war es nicht.
Da habe ich erkannt, das es der Mehrzahl meiner Zuschauer nur darum geht, was sie von mir bekommen, nicht was ich bin. Sie sind nicht mit mir zusammen auf der Reise, sondern wollen nur die nackten Infos aus dem Ganzen. Ja... es ist, als wären wir gemeinsam unterwegs und sie schätzten dabei nicht meine Reisegesellschaft, sondern nur meine Reisetipps. Knallhart und absolut zielgerichtet.
Wie hat mir mal jemand geschrieben? "Ich möchte klare Infos ohne viel dazwischen". ICH möchte. Und was möchtest DU dafür zurückgeben? Was hast DU anzubieten ? Und interessiert Dich einen Deut, was der, der Dir das zu geben hat, möchte vom Leben?
Neben Tiervideos, die die Welt DEFINITIV besser machen!, ist das mit der letzte Grund, warum ich mich überhaupt noch auf Instagram rumtreibe: es ist neben unglaublich viel BS (IMHO) auch ein Hort von erstaunlichen Einsichten. Und von Kunst. Und vom Meer. Und Unterwasserbildern. Und augenöffnenden Sprüchen. Es ist nämlich so, daß ich in meinem Alltag nicht gerade umzingelt von Mitmenschen oder Situationen bin, die bewußtseinsweiternde Dinge am laufenden Band ausspucken würden. Deswegen bin ich für ein bißchen seelenschmeichelnde Inspiration immer dankbar, woher sie auch kommen mag.
Und mit diesem Bild vor Augen habe ich mir angesehen, wie so mein neuestes Video läuft: und es lief... schlecht. Ich bin ja eh schon ein ganz kleines Licht auf YouTube, aber die Klicks waren selbst für meine Verhältnisse unterirdisch. Anscheinend interessierte sich ein Großteil meiner Abonnenten nicht für meine Zusammenstellung aller Schminkitalks und den lustigen(?) Rückblick auf die letzten zwei Jahre, mit Aufnahmen vom ersten Dreh bis heute. Ich fand die Idee großartig und ich liebe es auch, solche Videos bei anderen anzuschauen.. es war meiner Meinung nach die perfekte Mischung aus Unterhaltung und Information (was habe ich gelernt?) gewürzt mit privaten Einblicken: also quasi das alles-in-einem-Paket. Nur anscheinend nicht für den, der nur Infos von mir will und eigentlich nichts von mir darüber hinaus.
Drown me in your affection.. |
Das wurde mir erst im Lichte der Erkenntnis "You see someone's true colours when you are no longer beneficial to their lives" klar: und ich bin noch dabei, es zu verdauen, sprich; es auf meine eigenen Situation anzuwenden. Es hat mich aus meiner gewohnten Bahn geworfen, wie ich meine ganze Internet-Schaffenstätigkeit sehe.. und ich schaffe es nicht mehr, zu dieser alten Sichtweise zurückzukehren und einfach weiterzumachen, so wie immer.
Der Unterschied zu meinen anderen Videos lag wohl darin, das es nichts Neues zu sehen gab, sondern schlicht eine Rückschau: das war zwar ein neues Format, aber es gab keine daraus abzuschöpfenden, neuen Informationen - über Produkte, Techniken oder vielleicht nur meine persönlichen Neuigkeiten? Es war - so wurde mir erst im Nachhinein klar - ein sehr personenzentriertes Format, in dem es hauptsächlich um mich und meine Sicht auf Erlebnisse ging. Und das war anscheinend nicht interessant, also... ICH war es nicht.
Da habe ich erkannt, das es der Mehrzahl meiner Zuschauer nur darum geht, was sie von mir bekommen, nicht was ich bin. Sie sind nicht mit mir zusammen auf der Reise, sondern wollen nur die nackten Infos aus dem Ganzen. Ja... es ist, als wären wir gemeinsam unterwegs und sie schätzten dabei nicht meine Reisegesellschaft, sondern nur meine Reisetipps. Knallhart und absolut zielgerichtet.
Wie hat mir mal jemand geschrieben? "Ich möchte klare Infos ohne viel dazwischen". ICH möchte. Und was möchtest DU dafür zurückgeben? Was hast DU anzubieten ? Und interessiert Dich einen Deut, was der, der Dir das zu geben hat, möchte vom Leben?
Damit meine ich übrigens nicht dich, die du immer als erste auf mein Video klickst und einen Daumen hoch da läßt. Ich meine auch nicht dich, die du immer nette und aufmerksame Kommentare schreibst oder dich, die du dich immer höflich bedankst. Ich meine auch nicht dich, die keine Zeit hatte oder sich das Video für einen anderen Tag aufgehoben hat.. ich meine nicht euch, die treue Leserschaft. Ihr wisst, daß ihr nicht die angesprochene 'Mehrzahl meiner Zuschauer' seid. Und eben das ist mein Problem! Denn wenn ihr die Wenigen seid, sind sie die Vielen: und ich will nicht vielen Undankbaren was in den unersättlichen Rachen werfen, ohne was von ihnen zurückzubekommen. Und die Last ihrer Zechprelle soll nicht auf den Schultern von euch wenigen Rechtschaffenen ausgetragen werden; das geht auch gar nicht. Es funktioniert nicht.
Ich kann an den Klicks auf das aktuelle Video, was wahrscheinlich der harte Kern meiner Unterstützer gesehen hat erkennen, wie viele ihr seid: und dann anhand der üblichen Klickzahlen runterrechnen, wie viele meiner Abonnenten zu der an mir uninteressierten Masse gehören.. sie sind in der Mehrzahl. Das ist, was das spezielle Video angeht, nicht wirklich wichtig: die ganze Sache hat mir aber die Augen für die Gesamtsituation geöffnet und meinen Blick geschärft auf das, was ich meine Stellung im YouTube-Universum nenne..
Der letzte Hobbyblogger
Das Genre hat sich professionalisiert, aber ich mache das nicht professionell.
Es gibt heute quasi keine Hobby-Beautyblogger mehr: in einer Zeit, als es viele solcher Blogger gab hat es wirklich Spaß gemacht! Ich kann das so genau sagen, denn ich war damals einer von ihnen, jetzt bin ich quasi einer der letzten und umzingelt von denen, die das beruflich machen. Ich bewege mich insbesondere auf YouTube auf einer Plattform, die quasi allein bevölkert ist von Berufs-Vloggern: und genauso sind auch die Sehgewohnheiten und Ansprüche der Zuschauer. Ich habe versucht, das ganze weiter unprofessionell zu machen und bin dabei doch umgeben von lauter Ein-Mann-Unternehmen, die das professionell machen: mit professionellen Ausrüstungen und einem Publikum, was genau das erwartet, weil es nur noch das gewohnt ist... ich musste untergehen. Eigentlich ist es Wahnsinn, dass ich es solange geschafft habe, nicht unterzugehen.
Weiter in diesem Haifisch-Teich zu schwimmen ist aber auch keine Lösung: mir ist klar geworden, daß ich einfach nicht dazugehöre.. und mich über Wasser zu halten, neben den viel größeren Fischen, ist eine fast unlösbare und daher auch irgendwie, sinnlose Aufgabe.
Trotz alledem habe ich lange versucht zu bestehen neben einer übermächtigen Konkurrenz, neben der ich gar nicht bestehen kann... und schon gar nicht aus ihr herausstechen! Ich habe das gemacht, was wahrscheinlich alle machen und war doch nicht gut genug dafür - und weiter auf meine unprofessionelle Arbeitsweise und Ergebnisse zu bestehen ist nicht klug oder mutig, sondern aufreibend, nervenzerfetzend und einfach nur anstrengend... und außerdem führt es nirgendwohin, nicht für mich.
Mittlerweile denke ich, daß das, was ich versucht habe, Irrsinn ist. Es ist Quatsch. Ich habe nichts von dem, was die anderen haben (allein was die Parameter: Ausstattung/ Geld/ Vitamin B aka network angeht) und ich habe doch versucht, mitzuhalten. In dieser Branche, die mittlerweile daraus geworden ist, aus dem ursprünglichen "Broadcast yourself"....
Ich habe eben nur mich. Und das ist hier mittlerweile zu wenig.
Youtube ISCH OVER | ich bin gescheitert
Nennt mich hochmütig, aber ich hatte mir etwas mehr gewünscht als Gegenleistung für meine Videos. NICHT, weil ich mir großen Ruhm, Erfolg und klingelnde Kassen erhofft habe wie die Größen der Branche, sondern weil ich weiß, daß ich meine Arbeit immer ordentlich mache und mindestens genauso sorgfältig (vielleicht sogar mit mehr Aufwand wegen meiner geringeren Möglichkeiten, was die Ausstattung angeht) wie eben diese Branchengrößen.
Letztendlich muss sich natürlich niemand für das interessieren, was ich mache: aber da ich es eben nicht aus einer ergebnisorientierten und wirtschaftlichen Absicht tue, sondern aus einem rein privaten Interesse, bin ich auch nicht bereit, mich an den Wunsch eines potentiellen Konsumenten anzupassen, weil ich das nicht muss und deswegen auch nicht möchte. Damit produziere ich aber auch immer an jeglicher Zielgruppe vorbei, eben weil ich mich als unabhängig verstehe und es für meine, von niemandem bestellte Inhalte, anscheinend schlicht kein Publikum gibt!
Ich hätte mir das vielleicht denken können und natürlich ist das in gewisser Weise auch nur mein Problem... aber die Art von aktuell kommerziell erfolgreichen Videos auf YouTube ist nicht das, was ich machen will. Ich bin mit den von mir produzierten Filmchen nah an dem geblieben, was ich immer machen wollte (sehr viel anders oder besser würde es also nicht werden) und mein Dilemma ist, daß ich nun mal nichts anderes machen möchte. Dann höre ich lieber auf, meine Projekte zu teilen, als ganz damit aufhören und etwas anderes tun zu müssen, nur damit es dem großen Publikum gefällt.
Eine Freundin hat mal zu mir gesagt, dass sie mutig findet, dass ich auf YouTube eben nicht den schönen Schein verkaufe, die kleine Traumwelt, wie sie sagte.. und ich habe mir danach gedacht: "Ich weiß gar nicht ob das mutig ist, denn ich mache die Dinge nun mal nur so, weil ich nicht anders kann; einfach, weil ich nun mal so bin." Aber nicht aus Berechnung oder weil ich mich dafür entscheide... ich tue es sozusagen wider besseren Wissens?
Vielleicht hätte ich mich mehr anpassen und damit mehr Erfolg haben können; aber der Preis wäre mir zu hoch gewesen!! Im wahrsten Sinne des Wortes: wenn ich überlegen muss, tausende Euro (das ist leider keine Übertreibung) in eine ordentliche Ausstattung ODER in den nächsten Urlaub zu investieren... dann weiß ich, wofür ich mich immer entscheiden wollte. Ich hatte nie die Voraussetzungen, um hier zu bestehen und ich will sie auch nicht schaffen. Und so ist das Projekt nun gescheitert..
Es ist nicht so, das ich nie wieder Videos machen würde, aber wahrscheinlich dann keine YouTube-Videos. Denn wenn man sich das Ganze mal ansieht, dann sind YouTube-Videos ein ganz eigenes Genre mit sehr eng gesteckten Grenzen und Normen. Ihr wisst gar nicht, wie mir der Kopf geschwirrt hat, nachdem ich mir nur einige der Tutorial-Videos zu Schnitt, Länge und allgemein allen möglichen Tipps angesehen habe, die ein YouTube-Video erfolgreicher - ich würde sagen, normenkonformer - machen können. Es gibt dafür im Creator Studio sogar einen eigenen Bereich: wohlwollende Menschen sehen das bestimmt als große Hilfe, ich kam mir jedoch immer vor wie in den Fängen einer Sekte, die mit gleichmachender Gehirnwäsche alle meine Kreativität abtöten wollte.
Ich bin auf meine Zeit bei YouTube aber überhaupt nicht böse oder will sagen, daß alles schlecht daran ist, ganz im Gegenteil! Ich bin sehr dankbar dafür, daß ich das hier machen konnte & kann, weil es im Umkehrschluss ja auch bedeutet, daß ich die Möglichkeit dazu habe: den Raum, die Zeit, die Fähigkeit... und auch, daß wir die finanziellen Ressourcen dazu haben, um mich es machen zu lassen. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn an sich macht mir das Ganze ja sehr viel Freude. Ich kann mich daran erfreuen, ja!
Aber ich will es nicht beruflich machen; dieser Beautykram so ganz allein und auf Dauer wäre mir dafür auch viel zu "BLAH!" Einer dieser kleinen Youtuber, die versuchen wie die großen zu sein, ohne es zu sein, will ich aber auch nicht werden. Es gibt aktuell nur die Möglichkeit, das Ganze beruflich zu machen oder daraufhin zu arbeiten, es mal beruflich zu machen und schon mal in diese Zukunft zu investieren, sonst geht man unter. Mir ist das besonders aufgefallen, daß es zumindest bei Beauty-YouTube null Raum für Diversität gibt, als ich mir ein paar Mädels angesehen habe, die rund 200 Abonnenten haben, aber vor ihrer nicht billigen Kamera und ihrem selbstgebastelten Hintergrund sitzen wie eine Anfänger-Kopie eines beliebigen Beauty-Gurus, dabei aber nur im Ansatz nachahmen, was sie doch so eifrig versuchen nachzustellen. In dem Bereich gibt es keine Freiheit, es gibt nur Fesseln der Anpassung! Ich will das nicht.
Aber auch für die, die das (mehr oder weniger erfolgreich) beruflich machen, ist es heute schwerer geworden: wenn ich mir mal vorstellte, wie es für mich wäre, wenn ich einer von ihnen wäre... ich würde mit der aktuellen Situation so abkotzen. Deswegen hatte ich mir immer gedacht, ich könnte das einfach 'nur so' weitermachen, zum Spaß.. aber es ist kein Spaß mehr. Das sieht nur nach außen so aus bzw. SOLL so aussehen.
Ich aber kann mir das einfach nicht mehr leisten.
I can't afford making videos for free anymore
"Not a hint of this psychic stress has ended up on my channel. There’s a huge amount of emotional labor inherent in being an online personality—I have to seem carefree and flawless and always surrounded by friends. I can get “real,” but I can’t bum anyone out (...) Authenticity is valued, but in small doses: YouTubers are allowed to have struggled in the past tense, because overcoming makes us brave and relatable. But we can’t be struggling now or we’re labeled whiners."
Why is everyone using social media so sad?
Warum sind alle so traurig, die soziale Medien benutzen, fragte dann auch noch Connie Glynn in ihrem aktuellen Video-Essay. Um YouTube zu machen "muss man getrieben sein, was mit Verletzlichkeit einhergeht..", mutmaßte eine ihrere Zuschauerinnen, was für mich einfach nur anders formuliert heißt: um sich dem ganzen System freiwillig zu unterwerfen, muss eine große Portion Selbstaufopferungsbereitschaft in einem angelegt sein. Denn Vloggen, Bloggen und jede andere Art von Internet-Aktivität, die ein öffentlich sichtbares Produkt hervorbringt, ist Arbeit. Unbezahlte Arbeit. Das wird aber nie thematisiert, es wird immer nur inhaltlich über die produzierten Inhalte gesprochen.
immaterial labour = unpaid work
"Content is praised for its clickability no matter the costs"
Irgendjemand profitiert immer - ja, zieht daraus den neudeutschen BENEFIT - von meiner unbezahlten Online-Tätigkeit: aber ich werde dafür nicht entschädigt. Ich arbeite, ohne bezahlt oder allgemeiner gesprochen: entlohnt zu werden.
"Somewhere along the way, even if you make no money from it, social media becomes work (...) at it's worst, the internet is a place of false expectation and isolation."
Ich sage sogar: besonders wenn Du nicht bezahlt wirst ist es Arbeit, da das untrügliche Gespür dafür, daß Klicks eigentlich überhaupt nichts bedeuteten, wohl in uns allen schlummert. Bezahlt zu werden im klassischen Sinne ist die einzige Möglichkeit, eine Art Entlohnung zu bekommen für die Arbeit durch ein Medium, was es uns eben nicht ermöglicht, mit dem anderen wirklich in Kontakt zu kommen.. eben weil dieses nur digital ist. Und nicht echt.
Anders als z.B. bei einem Ehrenamt kann ich die warmen Blicke oder auch den Dank für meine freiwillige Arbeit nicht direkt spüren; anders als bei einem gratis Gig kann ich den Applaus nicht hören; das einzige, was ich sehen kann sind namenlose Klicks und Likes oder Dislikes. Das erzeugt aber im Menschen nicht das gleiche Gefühl - und darum geht es normalerweise, denn wir sind vorrangig fühlende und erst nachrangig denkende Wesen. Niemand wärmt sich des Nachts an einem Gedanken.
La fin
Die ganze Zeit über habe ich während Connie Glynns Ausführungen gedacht: "Ja, ja, ja, sie hat recht!".. aber erst am Ende des Videos, wo dieser sanfte, nette Mann mit dieser weichen, ruhigen Stimme sein kleines Liedchen gesungen hat, erst da war ich berührt. Erst da habe ich etwas gefühlt.
Das einzige, was zählt ist Musik, habe ich gedacht. Es bringt überhaupt nichts, mit dem weiterzumachen was ich mache: nicht bloß, dass das ganze System, was es zusammenhält, ungerecht ist und mich auslaugt, nein, es führt auch zu nichts. Keines der Videos, was ich je gemacht habe, sorgt dafür, dass sich irgendjemand besser fühlt. Aber wenn sich jemand besser fühlen kann, wirklich fühlen und nicht bloß denken, wenn ich ein kleines Liedchen singe, mit ein paar netten Worten, dann ist das alles, was zählt.. und was ich tun sollte.
✳✳✳
Eigentlich wollte ich dieses Wochenende einen Test zu einem echt coolen Haarprodukt veröffentlichen, aber WOAH, das wäre genau so ein Video mit schönem benefit (neudeutsch für: Mehrwert) gewesen, was all die wollen, denen ich eben nicht mehr zu Willen sein will!
Ich werde also stattdessen erstmal keine Videos mehr hochladen. Und auch den Blog vielleicht ruhen lassen. Vielleicht sollte ich es langfristig so machen, wie ich es immer gedacht habe, mit der Maximalforderung alles auf ihm unterzubringen, genau so wie ich es mir eben vorstelle.. und nicht mit der kleinen Zwischenlösung, die niemanden zufriedenstellt(?).
Vielleicht werde ich aber auch nur die Kommentare abschalten und den Blog als mein Makeup-Memo behalten für meine unbearbeiteten Fotos und Ideen und als Schmierzettel. Oder vielleicht mache ich zuerst einfach mal Pause um zu sehen, was ich davon wirklich noch gern und mit Leidenschaft betreibe.. Vielleicht
I'm OUT of use
Quellen: ↷
- Get Rich or Die Vlogging: The Sad Economics of Internet Fame von Gaby Dunn vom 14.12.2015
- Create or Die: Did Social Media Kill Fun? von Connie Glynn vom 30.09.2018