Mittwoch, 6. Februar 2019

Blogpause, Tag 3 | YouTube und das Traumschiff

The life... in front of my eyes



Ich bin fertig mit YouTube: ich habe fast alle Kanäle aus meiner Abobox geschmissen und kaum einen übrig gelassen...





aber von Anfang an. Der war im Herbst 2014, denke ich..
als ich nachts mit dem Handy direkt vorm Gesicht im Bett lag und mir xlaetas Videos reinzog: ihre Dogerie-hauls und Get ready with me-Schminkanleitungen und, und, und... Als ich angefangen habe YouTube zu schauen, gab es noch richtig viele und und auch coole Kanäle; heute bin ich auf der Suche nach tollen Inhalten und scheitere. Und weil ich plötzlich mal Zeit dafür habe, die ich mir auch gerne vertreiben würde, wird mir das zum ersten Mal so richtig klar.. und ich werde auch zum ersten Mal wütend darüber, dass mein liebster YouTube-Kanal keine Videos hochlädt. Ich hab das bis heute nie verstanden, wenn Leute in den Kommentarspalten darüber gehetzt haben, dass ihr Lieblings-Youtuber angeblich "nicht genug arbeitet" und dachte mir dabei im Stillen immer nur so: "Oh, die Abhängigkeit ist aber scheinbar groß..." - aber jetzt geht's mir ganz genauso. 

Es ging sogar soweit, dass ich über Kathis Kanal brütend mal genau analysiert habe, wie viele Videos sie im neuen Jahr bisher (zwischen dem 6. Januar 2019 und dem 3. Februar 2019) hochgeladen hat: es waren insgesamt 5. FÜNF Videos hat sie in dieser Zeit gedreht, f-ü-n-f! 
Zum Vergleich: Sara Isabel, die ich auch sehr gern anschaue und die sich seit Anfang Januar in Thailand aufhält und deswegen aktuell nicht mal auf ihr Studio zugreifen kann, hat auf ihrem Kanal im gleichen Zeitraum vier klassische Videos hochgeladen (alle vorgedreht), dazu noch fünf Vlogs (im Urlaub gedreht und geschnitten) plus zwei Videos auf dem Kanal von essencetv (ebenfalls dann vorgedreht...). Das nenne ich mal Arbeitseifer 😲
Vor ihrer Reise hatte sie ja aber auch im Pack-Video - das sie nur einen Tag vor dem Abflug gedreht und geschnitten und hochgeladen hat(!) - gesagt, dass ihr gesamtes Arbeitsmaterial wie Kameras, Laptops usw. mitkommen muss, da sie ja "selbstständig ist und das bedeutet, man arbeitet selbst und ständig."





Die Abonnenten-Zahlen als Gradmesser des Erfolgs, der nach außen sichtbar ist, spiegeln das aber nicht wieder. Kathi hat zwar viel früher mit YouTube angefangen und mehr länger daraufhin gearbeitet, es wurde einem vor einigen Jahren aber auch leichter gemacht, diese Abonnentenzahlen zu erreichen, weil sie einfach zu einer Zeit ihren YouTube-Kanal eröffnet hat, als YouTube noch neu war und es nicht so viele Beauty-Youtuber gab und somit leichter war, Begeisterung beim Zuschauer zu entfachen und viele Abonnenten für sich zu begeistern. Diese bleiben dann meist bestehen und schauen zwar vielleicht nicht mehr alle Videos an, machen sich aber zumindest in der Statistik noch gut als Karteileiche.

Sara Isabel hingegen hat von Anfang an sehr professionell Videos produziert, wahrscheinlich weil sie eben auch viele Vorbilder wie z.B. eine Kathi hatte, die ihr gezeigt haben wie es gemacht wird.. das wurde aber nicht mit unglaublichen Zuwachsraten belohnt: denn heute noch mit einem normalen,  schön gemachten Beauty-YouTube-Kanal durch die Decke zu gehen ist fast unmöglich. YouTube ist mittlerweile so anders geworden; aufwendig gemachte Videos, ja, Leistung allein reicht nicht mehr. Der Zuschauer hat sich nämlich am ehemals neuen und innovativen Konzept bereits sattgesehen, außerdem steht jeder Beauty-Channel in Konkurrenz zu einer schier unübersichtlichen Masse an ganz ähnlichen - und sei er noch so liebevoll gestaltet. Deswegen dümpelt Sara Isabel mit unter 200.000 Abonnenten rum, wovon ich mal gehört habe, daß es 'zu viel ist zum Sterben und zu wenig zum Leben' (was die Einnahmen durch geschaltete Werbung betrifft).. und trotzdem arbeitet sie sich in diesem undankbaren Metier den Po ab, obwohl sie auch was anderes machen könnte, da sie gelernte Immobilienmaklerin ist. Ihre Arbeitseinstellung fand ich, allein was die Doppelbelastung durch Ausbildung + YouTube nebenher anging, schon immer bewundernswert, genauso wie ihre Offenheit in der Hinsicht, niemals zu beschönigen, daß es bei ihrem neuen Vollzeit-Job als Content Creator hauptsächlich darum geht, unglamourös in der Wohnung zu sitzen, das Haus kaum zu verlassen und Videos zu schneiden. Bei ihr kommt allerdings noch hinzu, dass sie mindestens zwei weitere Kooperationspartner hat, in deren Auftrag sie Videos dreht (ist wahrscheinlich auch nötig zur Finanzierung des reinen Lebensunterhalts, auf mehreren Hochzeiten zu tanzen?) und somit für die Produktion der essencetv-Formate und der Drehtage im bebe-Studio auch Termine freihalten muss, die zusätzlich zu ihren eigenen Drehtagen organisiert und eingeplant sein müssen.






Bei Kathi hingegen ist das anders: ich habe sie noch nie in irgendeinem anderen festen Format gesehen, was sie terminlich binden würde, d.h. sie ist eigentlich nur sich selbst und ihrem Kanal verpflichtet, was natürlich auch bedeutet, dass das Arbeitspensum viel besser geplant werden kann. Insofern verstehe ich nicht, warum gerade sie so wenig Videos produziert im Vergleich zu anderen YouTubern.. und auch sich selbst in der Vergangenheit! Kathi hat nämlich vor ein paar Monaten ihren Vlog-Kanal mit ihrem Hauptkanal zusammengelegt und außerdem eine Entwicklung vorgenommen die dahin geht zu sagen "ich drehe dann, wenn mir etwas einfällt, dafür aber mit Spaß" und im Gegenzug dazu feste Upload-Tage zu opfern....
Ich hätte nie gedacht, dass mich das stören könnte, aber es ist so: wenn es etwas gibt worauf ich mich freue, dann muss ich auch wissen, wann ich mich darauf freuen kann! Ich möchte einfach, dass der Termin steht oder aber einfach zeitnah abgesagt wird und mir mitgeteilt wird, wann es stattdessen stattfindet: hier aber ist die Konsolidierung ihres kreativen Potentials auf einem Kanal in weniger produzierten Content gemündet als zuvor. Gab es früher meistens zwei feste Video-Tage auf dem Hauptkanal und oft noch einen Vlog auf dem Vlog-Kanal pro Woche, so ist es jetzt im Durchschnitt nur noch 1 Video insgesamt. Und da sich der Aufwand für die Videos an sich nicht wahnsinnig erhöht hat (vor allem, da sich jetzt oft ein Vlog und ein normal produziertes/ geschnittenes Video abwechseln), hat sich der Arbeitsaufwand sogar halbiert, da Kathi keine Vlogs macht, die ein großes Happening darstellen und keine unglaublich kreative Schnittführung in den Vlogs vorherrscht, sondern in denen tatsächlich chronologisch die Tagesaktivitäten hintereinander geschnitten werden, mit der immer gleichen Hintergrundmusik, ohne jegliche Effekte.. also ganz, ganz clean und angenehm - was aber auch bedeutet, dass dafür kein großer Aufwand nötig ist. Im Gegensatz dazu könnt ihr euch gerne mal Vlogs von Silas ansehen; die sind alleine durch den Schnitt auf die Musik viel, vieeeel arbeitsintensiver!





YouTube: Job oder Hobby?


Ich weiß aus eigener Erfahrung mittlerweile, dass ein ordentliches 10 min-Youtube-Video, mit dem man sich sehen lassen kann, ungefähr 15 Stunden Arbeitsaufwand bedeutet: aufgeteilt in jeweils fünf Stunden Planung und Vorbereitung, 5 Stunden Drehen (inklusive allem drum und dran) und 5 Stunden Nachbearbeitung (mit meinem langsamen Rechner eher 3x so lang). Die Werbung bzw. Promotion und das Hochladen müsste man noch mal extra nehmen, aber wenn man da ganz straff organisiert und schnell ist, ist man damit nach einer halben Stunde fertig.. was zusammengerechnet bedeutet, als Vollzeitstelle könnte man pro Woche zumindest zwei Videos drehen, was 30 Stunden reiner Zeitaufwand wären und einem 10 Stunden für alles weitere (E-Mails, Steuern, etc) lassen würde, da der Arbeitsweg ja wegfällt mit einem Filmstudio zu Hause und eine 40 Stunden-Woche schon noch im Rahmen des Erträglichen liegt. Oder?

Ein Video pro Woche aber - und das kann sogar ICH euch sagen mit meiner dilettantischen Ausstattung - ist im Beauty-Bereich noch ein Hobby. Wer also nicht (wie z.B. Mrs Bella) zusätzlich andere Moderationsjobs hat, die Reisen in andere Städte und aufwendige Drehtage bedeuten, sondern einfach nur von zu Hause aus an den Videos arbeitet, für den ist dieses eine Video pro Woche locker drin.. das ist dann aber nicht mal ein Halbtagsjob. 

Kathi aber kann sich das wahrscheinlich leisten, weil es bei YouTube und beim Erfolg ganz allgemein nur darum geht, wie viele Menschen 'ihre Augen auf dein Produkt richten'. Und mehr zu machen scheint bei YouTube nicht zwingend zu mehr Erfolg zu führen (sieheWenn alles zu viel wird... Vlogmas 13 - TheBeauty2go), was die aktuelle Unlust mancher Content Creator wohl erklärt: damit ist Kathi ja nicht allein, wenn sie überlegt ein sehr aufwendiges Format aufzugeben, was aktuell nicht mehr so gut läuft wie früher.. ich denke aber auch: vielleicht wäre es nötig, da mal die Zähne zusammenzubeißen, wenn es ums große Ganze geht? Wenn Vlogmas für jemanden wie Kathi z.B. nun mal das ist, was mit deinen Markenkern darstellt und dir die meiste Hochachtung beim Zuschauer einbringt, genau wie eine höhere Video-Frequenz, dient es langfristig doch dem Erfolg durch Kundenbindung statt Kundenabwanderung zu Marktkonkurrenten. Stattdessen wird aber "mimimi!" gefahren und wenig auf Kundenwünsche gehört.. dabei wäre das bei YouTube so einfach, es bedarf nicht mal eines Marktforschungsinsituts, die für dich die Umfragen vornehmen und Kundenwünsche analysieren: die Kommentarspalte bietet dir das auf dem Silbertablett an, genau wie die Daumen runter. Aber anders als Unternehmen, die personell breiter aufgestellt sind als diese Ich-AGS, scheint kaum ein YouTuber einen PR-Berater oder zumindest jemanden zweiten oder dritten zu haben, der mal einen Blick von außen auf das Produkt wirft und ein paar Eindrücke und Vorschläge mit frischen, unverstelltem Blick einwirft..

Es geht, zumindest von außen betrachtet, oft nicht darum, wie die Marke bei dem Kunden positioniert ist und was der Eindruck des Kunden von der Marke (hier: dem Kanal) im Gesamten ist, sondern hauptsächlich darum, sich selbst zufriedenzustellen und bitte genauso weitermachen zu können, wie es mal angefangen hat: also Hobby. Gleichzeitig ist YouTube aber für viele ein Vollzeitjob geworden, wird dann aber nicht so behandelt oder zumindest nach außen hin dargestellt.. was zum absurden Ungleichgewicht zwischen "Oh, ihr seid mir als Zuschauer (FANS!) ja so wichtig und ich mache das ja nur für euch!" und der absoluten Schwerhörigkeit, was Zuschauerwünsche angeht, führt.

Was mich in der Summe an dem Ganzen also am meisten stört, ist die mangelnde Professionalität in einem mittlerweile professionalisierten Genre. Denn obwohl YouTube für viele der großen YouTuber mittlerweile die einzige Einkommensquelle ist und sie - je nach Fall - damit sogar sehr viel verdienen dürften, wird gleichzeitig aber immer noch versucht, hier nach außen hin das Ganze als eine Mischung aus Hobby (mit dem man irgendwie Geld verdient) & Beruf aussehen zu lassen: was nicht stimmt. Die Hobby-Attitüde können sie sich alle abschminken, genau wie dieses Klein-Mädchen-Gehabe mit dem vorsichtigen Zugeben von "(...) also, wie vielleicht einige wissen, ist ja YouTube auch Arbeit und damit kann man auch Geld verdienen", wenn es den meisten besser zu Gesicht stehen würde, sich als die knallharten Geschäftsfrauen zu geben, die sie auch sein müssen um damit Erfolg zu haben. Dann erwarte ich als Zuschauer im Umkehrschluss aber auch ein bisschen mehr Arbeitsmoral, Arbeitseifer und auch Arbeitsethos.. und vielleicht ist das ja der Grund dafür, warum sich auch jemand wie Kathi vor genau diesem Schritt scheut.


QVC oder Kathi?


Ich weiß, ich weiß: alle Beauty-Mädels auf YouTube könnten jetzt wahrscheinlich zu ihrer eigenen Verteidigung vorbringen, daß es eben doch mal ganz harmlos angefangen hat, als Hobby, nur zum Spaß..
aber heute ist es das nicht mehr. Es ist ein Geschäft. Vielleicht kein knallhartes, aber auf jeden Fall ein riesengroßes, in dem es verkaufsfördernd ist bzw. mehr Klickzahlen einbringt, es eben nicht danach aussehen zu lassen. Nichts soll mehr vermieden werden als der abschreckende Look einer Verkaufsshow auf einem Shopping-Kanal - dabei ist es vom Inhalt her oft aber nichts anderes. Denn nein, auch wenn es so aussieht, die ganzen Mädels sitzen nicht einfach nur privat vor der Kamera und reden da vor sich hin was sie wollen, auch wenn sie nach wie vor das nette Mädel von früher sind, die in ihrem Wohnzimmer dreht: aber das da eine Privatperson sitzt, die aus Lust an der Freude z.B. mal in ihren tausend Lidschatten-Paletten schwelgt und gut geschminkt vor einem großen Publikum darüber plaudert, das ist eine Illusion. Eine Illusion, die absichtlich aufrechterhalten werden soll, um Nahbarkeit zu simulieren und oft echte Glaubwürdigkeit - aufgrund verlässlicher und belastbarer Aussagen, einer fundierten Ausbildung in dem Bereich oder irgendwas anderem, was aus mehr als HEIßER LUFT besteht(!) - ersetzen soll. Kathi und Kisu und Julia und und und.. sitzen da als Geschäftsfrauen vor uns und das Ganze ist ein großes Geschäft und kein Hobby oder kleiner Nebenjob mehr: und genau unter den Gesichtspunkten bewerte ich das auch. Und stelle Anforderungen an sie! Denn ich verlange von jedem, der etwas beruflich macht, auch eine Art Berufs-Ehre, genau wie ein Wissen um die Verantwortung für die eigenen Aussagen und Handlungen. Nur hört mich leider keiner, wenn ich das in Richtung des Bildschirms brülle.. und in den Kommentarspalten ist von Kundenservice ebenfalls oft keine Spur.

Diese YouTube sehr eigene Beratungsresistenz (sei es von Konzernseite oder eben ihrer Content Creator) hat in den letzten Jahren aber ihren Höhepunkt erreicht (mancher nennt das 'Abgekoppeltsein von Zuschauer und Macher'), genau wie die Unbeweglichkeit großer Kanäle, sich zu entwickeln..
und da sieht man mal wieder, das 4 Augen mehr sehen als 2, das ein Team mehr erarbeitet als ein Einzelkämpfer und das mittlerweile redaktionell vorbereitete Inhalte besser wären als das vor sich Hingewurschtel der weniger als semiprofessionell agierenden, großen Youtuber; die durch ihre Riesen-Anhängerschaft aber teilweise mehr direkten Einfluss auf ein sehr junges und stark beeinflussbares Publikum haben (ich sage nur: die Hexenjagd wild geführte Kampagne um Artikel 13/jetzt 17) als so mancher Fernsehsender oder Zeitungsverlag.

Anfangs, als es um nix ging und auch nur wenige zusahen, war das vielleicht noch okay, daß halt jeder Hinz und Kunz seinen Schei* auf der Plattform hochladen konnte, aber heute täten etwas mehr Medien-Kompetenz und auch ethische Prinzipien und vor allem, Grundlagen des journalistischen Arbeitens, not! Ich erinnere nochmal an die furchtbaren Auswüchse zu Artikel 13/jetzt 17 auf YouTube, wo jeder Horst seinen uninformierten Mist in ein Video gießen und sich den aufgaloppierenden apokalyptischen Reitern anschließen musste..

So und nicht anders ist YouTube für mich zum RTL2 des Internets geworden ist: und die erfolgreichen Kanäle gehen mittlerweile vom Anspruch her in Richtung DSDS bis scripted reality-Unsinn. Die Formate, die ich gern schaue, zählen in der Lesart mittlerweile fast schon zur Sparte Bildungsfernsehen, was im analogen Programm nur nachts um 2:30 Uhr auf einem Nischenkanal gesendet wird. Wer heute auf YouTube alltagstaugliche Tipps weitergibt ohne hysterisches Gekreische und/oder Allmachtsanspruch oder in natürlichem Licht dreht oder einen ehrlichen dm-haul hochlädt wird schon gefeiert wie der Retter des Abendlands und das "dass ja ein toller neuer Trend ist.." dabei war und ist das doch alles normal. Oder sollte es zumindest, in meinen Augen. Nur eben nicht auf YouTube.

Die Anfänge von Youtube hatten ja gerade ihren Reiz im Normalen, im Nahbaren, darin, dass sich Privatperson das Leben von Privatpersonen ansehen konnten und damit identifizieren, statt wie heute "Influencer" dabei zu beobachten, wie sie das Leben hauptberuflich nur noch nachstellen und in Theorie leben. YouTube war neu und faszinierend, weil jeder dabei zuzusehen konnte, was andere in echt taten und nicht spielten und ohne dass ein Programmdirektor im Hintergrund stand und Inhalte sowie Richtung der übertragenen Sendung beeinflusst oder bestimmt hat.
Es lag Faszination in diesem neuen Genre und es gab bestimmt auch große Kreativität in den Anfängen auf YouTube, genauso wurden sicherlich auch Fehler gemacht.. nur wurde mit dem Wachsen der Plattform viel von dieser anfänglichen Kreativität auf normenkonformen YouTube-Mainstream eingedampft und die Fehler, die nie korrigiert wurden, haben sich heute potenziert. Und wer sich heute professionalisiert hat, um seinem immer größer werdenden Publikum zu gefallen, hat sich oft zwar äußerlich, rein technisch also, weiterentwickelt, ist aber innerlich zurückgeblieben.  Ich  meine damit, daß sich die Inhalte und auch die Darstellungsform nicht im gleichen Maße professionalisiert haben, wie es die Verdienstmöglichkeiten getan haben. Es mangelt meiner Meinung nach nicht nur an moralischem Verantwortungsgefühl für die Inhalte, sondern auch an der Auswahl und Qualität der Inhalte an sich, ganz banal. Jetzt, wo YouTube nicht mehr nur "von Privatpersonen, für Privatpersonen" ist sondern ein Riesen-Medienimperium, würde den meisten Kanälen ganz klassisch ein Programmdirektor und ein Redaktionsteam im Hintergrund sehr gut tun! Gerade auf YouTube, wo die Videoschnippsel für die kleinen Filme oder die gezeigten Ausschnitte aus dem Alltag doch eh stark selektiert werden (man könnte sagen: kuratiert) wäre es ein Leichtes und würde nicht schaden, etwas mehr Know-how einzubringen, um die veröffentlichten Inhalte wirklich wertvoll zu machen, so daß sie überdauern.. meiner Meinung nach ist aber der Großteil der zurzeit wieder sehr populären VLOG-Kanäle (oder auch andere YouTube-Kanäle) Wegwerfware: schlecht gemacht und inhaltlich lahm und der Zuschauer geht mit einem Gefühl von "war da was?" heraus. Deswegen wird wahrscheinlich auf YouTube auch soviel konsumiert und immer weiter und weiter geschaut, weil wenig Gehaltvolles darunter ist.

Und auch frage mich jedesmal: hat ein Video was ich plane einen überdauernden Wert und mache ich es für mich? Oder ist es nur zur Unterhaltung und drehe ich es vielleicht sogar nur für andere? Wenn ich beides mal ja zur ersten Kategorie sagen kann, mache ich es, guten Gewissens. Und ich versuche, weniger Videos der zweiten Kategorie zu produzieren.

Sonst verschwenden wir unsere Zeit, ihr als Zuschauer und ich als Macher. Lebenszeit, übrigens.

Es gibt aber noch mehr als nur das Ungleichgewicht zwischen Arbeitsverweigerung (Kathi) vs. Schuften ohne Lohn (Sara Isabell) was ich auf YouTube nicht mehr sehen will: 

welche Auswüchse  die Plattform noch so dominieren 




Queen of clickbait




..auf gut deutsch: mehr Schein als Sein. Oder auch: was draufsteht ist nicht drin. Bestimmt die weitverbreiteste Sünde auf YouTube, die absolut entgegengesetzt zu einem Gut steht, was im klassischen Journalismus kaum höher eingeschätzt werden könnte: die eigene Glaubwürdigkeit. Die wird auf YouTube nicht mal mehr gefakt, die ist einfach obsolet. Und ich verstehe nicht, warum das online so flächendeckend funktioniert, was in der analogen Welt nur kleine Revolverblättchen praktizieren oder aber - bei BILD-Schlagzeilen - zumindest mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert wird.




Miese PR




Ich sage nur: Tati, die immer versucht Skandale und Dramen zu vermeiden und diese dann aber selbst produziert #Halo aka #MerzSpezialDragees (in Deutschland: Hatice Schmidt und Tara TamTamBeauty)





Pärchen-Therapie für Anfänger 




oder auch: Fremdschämen beim Anschauen der suboptimalen Vlogs von Hene und Barbie...vielleicht doch lieber mit Freunden drüber reden als dem gesamten Internet?  #newlyweds #ausBottrop






Mieser Kundenservice




Diana DELO verspricht alles und hält nichts: nur dürfen ihre Abonnenten das niemals ansprechen, wie hier in diesem (meiner Meinung nach zu recht) empörten Kommentar 

"Mit der Anzahl von Abonnenten solltest du dir echt ein bisschen mehr Mühe geben mit deinen Videos!! Dass du dieses Video nach dem Schneiden online gestellt hast zeigt einfach, dass dir deine Abonnenten egal sind! Der Ton ist eine Frechheit und wird auch nicht besser wie angekündigt, das Make-up schaut schrecklich aus und die Produktinfos ("Loreal, Patrice und Essende") sind falsch!"

oder versuchen, anderweitig mal tatsächlich offen mit ihr zu kommunizieren, denn dann wird die Beschwerde nur pseudo-psychologisch von oben herab abgebürstet, anstatt als Kundenwunsch ernst genommen. (Die Kommentarspalte unter obenstehendem Video ist ein schönes Horrorbeispiel dafür, wie falsch verstandene, persönliche Erleuchtung in abstoßenden Hochmut umschlagen kann)






Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens





Sprich: laut hinausposauntes, angebliches Expertentum, was sich aber tatsächlich meist auf dem Niveau von Küchenpsychologie bewegt.
In den letzten Jahren hat online eine Unsitte Einzug gehalten, daß jeder jedem immer irgendwas beibringen muss... auch wenn es besser wäre, manchmal die Klappe zu halten oder zumindest nur von sich zu sprechen und das nicht gleich immer auf das Gegenüber oder die ganze Welt zu übertragen und dafür als große Weisheit zu verpacken. Dabei gibt es kaum ein Thema, was nicht für die 'Selbstoptimierungs-' und Verbesserungs-Maschinerie malträtiert wird, sei es nun durch das eigens erfundene Business der YouTuber die Youtuber beraten 😝 oder auch die furchtbaren Aussagen zur Hautpflege, oder aber auch alles in Sachen Rat-,Tat- und Lebenshilfe beim bitteschön moralisch einwandfreien (minimalistischen, nachhaltigen und veganen) Leben, wie z.b. in milder Form (und nicht dogmatisch zum Glück) bei snukieful.


***


In meinem persönlichen Fall mit meiner ehemals liebsten YouTuberin Kathi war das ein sehr krasses Beispiel dafür, wie YouTube sich quasi selbst abschafft: das Monster hat sich selbst aufgefressen, indem es immer nur gewachsen und gewachsen ist, ohne das Wachsen und Werden selbst zu gestalten, angetrieben vom wackeligen Ruhm und schnellen Erfolg.. einfach nur weitermachen, immer weitermachen, so wie es zu Beginn mal funktioniert hat und solange mitmachen, bis die Blase zu groß geworden ist und platzt. Das hört man z. B. auch von vielen der YouTube-Macher, genau diese Einstellung. Kathi hat auf ihr letztes Video, in dem sie sich über Umsatzeinbrüche wegen mangelnder Klickzahlen beschwert hat, übrigens genau das geantwortet:

"(...) ich mach einfach weiter, so lang es eben geht. Wenn YouTube nicht mehr sein sollte, dann ist es eben so."

Von Problemanalyse oder tiefergehender Selbstreflektion ist zumindest nach außen hin keine Spur. Und auch nicht vom Wunsch, den Wandel selbst zu gestalten. Das Pony wird geritten, bis es tot ist. Und dann wird ein neues gesattelt.. anderswo. Hauptsache: im Sattel bleiben. 









Ich bin fertig damit, ich habe jetzt fast alle Kanäle aus meiner Abobox geschmissen - übrig geblieben sind:



Und sonst gehe ich zurück zum analogen Fernsehen: das ist zwar vielleicht langweiliger und altmodischer und insgesamt ja total überholt... aber auch verlässlicher -  und ich weiß wenigstens, wann was läuft, auch wenn es nur "Notruf Hafenkante" ist oder aber

das Traumschiff




4 Kommentare:

  1. Wow, hinter dem Beitrag steckt ja einiges :o
    Viele gedanken teile ich. Wobei mein Anspruch an Youtuber, auch wenn ich es bei manchen als Arbeit betrachte, auf der echtheit liegt .und der Mühe, wie zb mit den Zuschauern umgegangen wird.
    Ich schaue auch immer weniger, was nicht nur daran liegt, dass ich weniger Zeit hab. Und ich hab früher auch viel Barbara, Kathi und Julia geguckt. Für mich werden die alle immer unechter, mit immer weniger Tiefe und sind, wenn ich an junge Mädels denke, einfach keine guten vorbilder. Mir ist bewusst, dass Youtube Werbung pur ist. Trotzdem finde ich, das fast jeder dort in ungesunde Bahnen abdriftet. Sei es, was konsum, nicht Konsum, clickbrait, Frauenbild etc angeht.

    Danke für das teilen deiner gedanken. LG Isabell

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    1. Tja, du hast recht; vieles, was online gezeigt wird, ist nicht mehr normal, im Sinne von 'so in der Mitte der Dinge'. Es muss aufregend oder besonders oder skandalös oder sensationell oder perfekt oder was auch immer sein, solange es nur ein Extrem darstellt und zum Draufklicken verführt, denke ich mal.
      Mich stört auch, so ganz persönlich und tief im Herzen, das ich meine ehemals liebsten Beauty-YouTuber nicht mehr lieb habe, daß sie nicht mehr die Mädels sind, die ich mochte sondern entweder irgendwelche komischen Formate machen (Julia??) oder eben eine mir unverständliche Arbeitsmoral an den Tag legen (Kathi) oder aber von den Themen irgendwie in die Bedeutungslosigkeit von nix-Halbes-und-nix-Ganzes abdriften (Barbara).. mir wäre es anders auch lieber! Aber da die Dinge nun mal sind, wie sie sind... heißt es für mich: Traumschiff. Und sonst: selber Videos machen.#

      Und für dich??

      LG!

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    2. Du meinst, was ich statt dessen gucke?
      Ganz viele Serien auf Netflix wie the Walking Dead und Dr WHO :D
      Normales Fernsehen gucke ich kaum noch.
      Wen ich auf YouTube noch gerne gucke außer dich und mich immer über neue Videos freue, auch wenn's nicht immer Beautyzeug ist:
      Ninas kosmetick- zwar auch viel Werbung, aber ich finde die sehr sympathisch
      Sara isabel- guckst du ja auch
      Luisa crashion- sehr unterhaltsam, wirkt trotz ihrer Art sehr echt
      Einfach inka --ehr sympathisch und unterhaltsam auch wenn kein beautyzeug
      Lunar Jess -sympathisch, tolle rezrpte wenn man veganes Essen mag, bisschen beauty
      Incipedia Guck ich auch gerne

      LG

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    3. hach danke, ich hab mich dann gleich nochmal umgesehen bei deinen Empfehlungen.. ich schau jetzt aber manchmal nebenbei (wenn ich Fotos bearbeite oder was am Blog mache o.ä) so kurze Dokus auf YouTube, die von den Mediatheken der TV-Sender eingestellt werden: da gibt es alles von 10-90min und ich fühle mich nicht so, als würde ich doofe Wartezeit sinnlos verplempern, da noch ein bißchen Wissenzuwachs dabei rumkommt. Und die sind natürlich alle ruhiger gestaltet als jedes Beauty-kreisch-YouTube-Video *hehe*
      Das Gute ist: wenn du einmal sowas angeschaut hast, merkt das YouTube und schlägt dir wieder sowas vor. Sehr praktisch, die Ausspäherei in dem Fall :D

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