Ich musste gerade so lachen...
wie ich auf dem Balkon sitze, mit meinen unrasierten Beinen und beschließe: heute ist kein Video-Tag. Und mein Freund daneben, der krankgeschrieben mit Magen-Darm-Grippe an seinem Kamillentee nippt und wir uns über Kartoffelsalat unterhalten....
Es fing ganz unkulinarisch an, als ich ihm davon berichtete, was ich mal wieder über YouTube denke: speziell das Video einer YouTuberin, was von den Zuschauern beifallheischend als "so well thought through!" bejubelt wurde und ich ihm erzählte, dass die Idee und das Konzept, wenn auch nett, kein Geniestreich an Originalität waren [IMHO] und das viele andere das auch gut können.... Und das YouTube allgemein ein noch viel mehr "well thought through" Ort mit qualitativ hochwertigen Inhalten von viel größerer Diversität sein könnte, wenn nicht immer die Zuschauerschaft so kleinlich herumjammern und an allem und jedem herumkritteln würde, so dass diejenigen, die Videos außerhalb des Mainstream machen würden, eben keine machen wollen!!
Und um genau den Punkt zu illustrieren, habe ich ihm von der Begebenheit mit der YouTuberin erzählt, die von einer Zuschauerin in der Kommentarspalte für ihren Kartoffelsalat gescholten wurde.
Gut (und wert, das Ganze zu screenshot-en) fand ich an der Sache, wie eine andere Zuschauerin die Erbsenzählerin darauf hinwies, wie eine solch überkritische Anspruchshaltung dem Video-Produzenten gegenüber erst dafür sorgt, daß sich hauptsächlich aalglatte Plastikpuppen auf YouTube tummeln, die dafür dann wiederum kritisiert werden, obwohl sie sich mit ihrer Perfektion eigentlich nur kugelsicher verpacken wollten vor eben diesen Angriffen..
Und was sagt er darauf, in genau diesem Moment meiner tiefschürfenden Analyse: "Weißt du, was für ein Lied mir dazu einfällt? [Zeigt auf das Bild und singt] .... Es ist geil, ein Ars***och zu sein! Es ist geil! So richtig dreckig und gemein, wenn Du ein Schwein bist ...."
Und während ich noch lache, fügt er hinzu: "Wenn man schon Schwein ist, wenn man Kartoffelsalat hat, dann bin ich gerne ein Schwein... mit meinem illegalen Kartoffelsalat!"
😂😂😂
Social Media und das Internet könnten gerade nicht weiter weg sein... ich liebe es. Nur dann ist das Internet und alles, was es so hervorbringt, zum Lachen: mit ganz viel Abstand.
Diese ganze "political correctness" geht mir auch auf den Zeiger. Und zwar bei explizit unpolitischen Themen wie Haushalt, Essen, Kleidung, Makeup, ... Diese Kommentare lassen sich auf Folgendes runter brechen: "ja also es ist ja toll, dass du versuchst nachhaltiger/korrekt/vegan/[bitte einfügen] zu leben, aber könntest du nicht eigentlich noch viel mehr tun?!?!11!!1?" Virtuelles Fingerzeigen.
AntwortenLöschenWenn sich youtuber dafür entschuldigen (müssen), dass sie heute "echt schlimm" aussehen weil ein Detail nicht passt, wird mir immer ganz anders. Kommen diese Kommentare nur von 12-jährigen?
Deswegen würde ich für meinen Teil sowas nie sagen; ich würde mich nie im Vorhinein im Video für etwas entschuldigen was a) entweder menschlich ist b) niemanden was angeht c) nur ein Krümelka**er schlimm finden könnte.
LöschenIch finde es ist, wie überall im Leben, wichtig von vorneherein die Regeln klar zu machen; und wenn ich mich bereits wegen einer schief sitzenden Strähne schamesrot vor meinen Zuschauern im Staub wälze, dann ist für die auch nicht klar, warum sie mich nicht für andere Kleinigkeiten erniedrigen dürfen. Insofern: Respekt muss man sich nicht nur verdienen, sondern auch einfordern. Um am besten geht das durch Selbstakzeptanz und ein aufrechtes Rückgrat.
LG!
Ich finde das auch ganz schlimm... Ich frage mich dann immer, was im Kopf der Zuschauer vorgeht.
AntwortenLöschenWenn mir was nicht gefällt, warum auch immer, oder jemand mir mit seiner Meinung oder Art zu leben so gegen den Strich geht,dann schau ich ihn oder das Video eben nicht mehr an.
Ein Dislike gebe ich auch manchmal, aber nicht, weil mir der Kartoffelsalat nicht passt, sondern eher, wenn der YouTuber zb Werbung nicht kennzeichnet oder was tut, was ich extrem unethisch finde (z.b. Politische Meinungsbeeinflussung bei sehr jungem Publikum, oder Vermarktung und Beeinflussung in extremer Weise von überteuertem Zeug was nicht so gekennzeichnet ist).
Man merkt auch, wie sich der YouTuber immer mehr nach dem Publikum richtet.. Irgendwie kann ich das verstehen, man will einfach auch gewürdigt werden. Aber es gibt so viele, die früher tolle, authentische Videos gemacht hatten und nun nur noch Mist produzieren, für den es viele Klicks gibt. Soll zwar jeder machen wie er möchte , aber ich finde das immer so schade. Von authentisch zu allglatt produziert für viele Klicks.ich glaube, du weißt was ich meine.
LG Isabell
Ja, so ähnlich gehe ich auch vor, obwohl ich wahrscheinlich extrem selten einen Daumen runter gebe. Ich klick glaub ich vorher lieber weg..
Löschenund was die Anspruchshaltung angeht, habe ich gestern auch nochmal gedacht, daß sich die Beziehung YT-Macher zu YT-Konsument doch eigentlich so formulieren läßt: das Produkt ist gratis. Der Zuschauer muss nix dafür direkt bezahlen, so wie bei einer Zeitschrift zum Beispiel (in der dann auch Werbung geschaltet wird). Privatfernsehen ist auch anders, weil das zwar rein werbefinanziert ist wie YT, aber auch da hat der Zuschauer kein Mitspracherecht. Und die Leute, die in den RTL Produktionen z.B. auftauchen werden von den Zuschauern hofiert (Fans), ihnen wird nicht wie auf YT gesagt, was an ihnen alles nicht stimmt und wie sie ihren Job bitte besser machen sollten..
YT ist das erste große Medium, die erste große Fernsehanstalt sozusagen, auf denen der Zuschauer das große Glück hat, mitgestalten zu können indem er direkt in Kontakt treten kann. Diese geringere Distanz führt aber nicht zu mehr Ehrfurcht und Respekt und Dankbarkeit, sondern zu immer unkontrollierterem Nachtreten... einfach nur, weil sie es können!! Das dabei ein Geschenk mit Füßen getreten wird, geht anscheinend unter. Und ich weiß nicht, wann ich jemals jemanden angepflaumt hätte dafür, daß er mir ohne Gegenleistung meinerseits ein Geschenk überreicht hätte. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, heißt es ganz korrekt. Und so lange YT keine Mitgliedsbeiträge verlangt wie jedes andere Abo von klassischen Medien, ist es genau das: eine Gratis-Leistung. An die kann niemand Ansprüche stellen. Punkt.
Ich kenne auch so einige Mädels, die früher vom Thema her schon das gleiche gemacht haben wie heute, aber die Art und Weise ist sehr viel künstlicher geworden, wo ich richtig zusehen konnte, wie die Personen sich immer unwohler gefühlt haben vor der Kamera und deswegen immer unechter wurden. Das ist so schade. Und ich will gar nicht wissen, wie die Mädels sich dabei fühlen müßen. Mehr als 1 Mio Abonnenten, aber gefangen in 3-4 Standard-Instagram-Posen. Und jede Menge angeblich so nette Follower, die dir im nächsten Moment kaltlächelnd einen Hate-Kommentar reindrücken, wenn du ihre undurchsichtigen Erwartungen nicht erfüllst. Gruselig..
LG!!
Ich gebe auch sehr selten mal einen dislike...
LöschenIch denke, es liegt zudem daran, dass das Internet anonym ist und daran, dass die meisten sich nicht vorstellen können, dass YouTube oder Blogs Arbeit sind. Die denken sich, ein Video nimmt vielleicht 2-3 h in Anspruch, und das auch nur wenn aufwendig ist.
Viele "große " YouTuber finde ich sehr belehrend, beeinflussend und manipulierend, da kann ich hate schon "nachvollziehen" (was nicht heißt , das er richtig ist)
Ach siehste, so hab ich YouTuber selten empfunden, also als belehrend. Obwohl: vielleicht höre ich einfach weg bei dem 'ihr müßt' usw. da ich weiß, daß niemand pauschal Weisheiten verteilen kann, also nirgendwo im Leben. Ist wie eine Ferndiagnose beim Arzt, auch nicht seriös. Deswegen spreche ich auch immer von 'mir und ich' und sage höchstens sowas wie 'könnte gefallen'. Damit fall ich aber wieder mal voll aus dem Rahmen, einfach weil die Mehreit es anders macht ;-)
LöschenUnd ich könnte mir auch vorstellen, daß vieles aus Unverständnis für die Situation des anderen erwächst; ich schaue ja zur Zeit so gern die Vlogs von Silas Nacita und Conner Sullivan und obwohl beide erfolgreich sind durch ihre Videos, mögen sie die YouTube-Kommentarspalte nicht, also sie lesen sie augenscheinlich nicht bzw gehen nie darauf ein, zumindest diskutieren sie nie mit Stänkereren oder denjenigen, die ungefragt Rügen verteilen oder das typische 'aber ihr müßt das doch SO machen'.
Conner hat in einem Vlog sogar mal direkt auf den Bildschirm geschrieben: I dislike YouTUbe comments und ich dachte mir so "gleich kommt der Aufschrei der Massen: aber die haben dich doch groß gemacht." Bis mir einfiel: haben sie nicht. Denn der Großteil der Menschen, die die Videos anklicken und somit den Kanal erfolgreich machen, kommentieren nicht, viele sind stille Konsumenten. Weiß ich am besten! Und diese stillen Konsumenten sind oft auch im Stillen einverstanden mit dem, was der Creator macht, ohne es zu sagen.. weiß ich auch am besten! Denn sonst würden sie es nicht schauen, was sie da schauen. Die sehr expressive Minderheit, die fleißig kommentiert, bildet nur einen kleinen Teil der Zuschauer ab, eben die, die sich gern äußern.. meistens dann sehr laut. Und manchmal auch gar nicht zum Thema, sondern einfach nur, UM sich laut zu äußern.
Insofern kann ich Conner verstehen: er liebt es, Videos zu machen. Deswegen hat er angefangen, sie auf YT hochzuladen, und er mag die Plattform dafür, daß sie ihm das ermöglicht, viele Leute zu erreichen. Er mag auch seine Zuschauer, die seinen Kanal groß gemacht haben. Und er mag die Leute, die ihn dann auch in echt treffen und sich mit ihm unterhalten aufgrund seiner Videos. Alles lauter nette Leutchen und nette Kontakte!
Aber die YT-Kommentatoren, dieses eigene Völkchen, die mag er nicht.. die einen Bruchteil seines Publikums ausmachen und die oft für unangenehme Begegnungen sorgen. Und ich kann ihn verstehen. Die, die sich auf YouTube äußern, sind nicht die einzigen, die die Plattform ausmachen. Nur weil jemand laut ist, ist er damit nicht automatisch wichtig.