The life... in front of my eyes
Ich bin eigentlich sehr ehrlich, aber eben auch verschlossen
" I never want the world to know everything about me. I never even wanted one single person to really know me. I never was this kind of girl that bares it all. "
Ich bin von mir aus tiefgründig und gründele immer auf dem Grund der Dinge herum, beschäftige mich aber auch gern mit den schönen Dingen, den grundsätzlich belanglosen Nichtigkeiten, die einen sich dann ganz leicht fühlen lassen. Mit denen man gut an die Oberfläche treiben kann, ans Licht... Und doch frage ich mich immer wieder, viel zu oft eigentlich, wie die anderen Mädels es schaffen, die dauerhafte Oberflächlichkeit dieser Tätigkeit auszuhalten, ohne zu schreien.
Mit die schlimmste Zeit, die ich beim Bloggen hatte, war 2015 während meines Vollzeit-Praktikums bei einer Berufs-Bloggerin - was übrigens nur deswegen als Praktikum deklariert war, damit der Vollzeitjob, der es tatsächlich war, so mies bezahlt werden konnte. Denn ich habe in dieser Zeit mindestens 8 Stunden am Tag gearbeitet, aber überhaupt nichts gelernt dabei... außer, dass das Internet 2.0 für den Mensch dahinter die Hölle sein kann.
Und wenn ich meinem jüngeren Ich das Projekt Blog vorgestellt hätte, dann hätte es wohl gesagt: "Klingt irgendwie cool und abgespaced, aber auch irgendwie nach Quatsch."
Und bei 'Beautyblog' hätte es gesagt: "..okay, aber dann nur sehr begrenzt, oder?"
Irgendwann war das Ganze hier kein Mitmach-Ding mehr, irgendwann vor zwei, drei Jahren hatten so viele andere aufgehört, dass meine Stellung in dem ganzem, ausgedünnten Bloguniversum vor allem dazu verkam, den Zuschauer zu bespaßen. Den reinen Konsumenten. Was ich nie wollte, Dienstleister sein. Und genau das hat es aber aus mir gemacht.. zumindest gefühlt.
Wie hat Schatz es gesagt?
Ich will ein schönes Projekt haben, bei dem die Leute sagen "oh, ist ja schön!", aber bei dem sie mir nicht reinreden. Weil, es ist ja MEIN Projekt!
Den anderen erlauben, sich einzumischen, ohne dass sie tatsächlich mitgemischt hätten, hat dazu geführt, dass ich mich verbogen gefühlt habe ohne mich verbogen zu haben.
Denn zuallererst ist das hier eine Reflexion über mich selbst, ein Gespräch mit meinen eigenen Gedanken. Kein ausgearbeiteter Vortrag zugunsten anderer und deren Wissenserweiterung. I don't serve. Ich bediene euch nicht: ich bediene hier nichts und niemanden. Ich weiß nicht, wie oft ich das schon gesagt habe.
Den Weg nach innen eröffnen, das wollte ich. Für mich, vor allem.. Aber für den Bereich gibt es definitiv keine Kommentarspalte.
Ich will endlich wieder ich selbst sein. Oder mich so fühlen.
Ich will wieder Zeit haben, Dinge an mir selbst zu sehen und zu bemerken und zu erleben, statt sie nur zu fotografieren und dabei doch wie blind für sie zu sein.. wie abgetrennt von mir und meinem Er-Leben, wie gefühllos.
Ich will endlich wieder nur mein eigenes Ding machen. Und mir keine dummen, aber bestimmt nett gemeinten Kommentare und Bemerkungen oder RatSCHLÄGE(!) dazu anhören müssen, die ich dann auch noch, möglichst freundlich, moderieren sollte. Ich bin nicht jedermanns Sozialarbeiter. Und auch nicht PR-Agent oder Customer Service. Oder Produktauskunft (welches Gloss trägst Du?)
Und ich bin schon gar nicht jedermanns Freundin. Denn echte Freunde würden nicht nur nehmen und kaum bis nichts zurückgeben. Und die würden das hier auch nicht lapidar als "dein Hobby" bezeichnen und mich z.B. nach Monaten des Kampfes mit der DSGVO zurück empfangen mit Belanglosigkeiten wie "da ist sie wieder".
Ich glaube, sechs Jahre sich missverstanden fühlen reichen.
Es gibt einen Grund, warum Kunst und Erzeugnisse der Medienlandschaft ursprünglich und noch bis vor kurzem nicht für jedermann offen zu 'bekommentieren' waren..
denn die Kunst-Schaffenden hätten sonst keinen Bock mehr. Und sie könnten in dem ganzen Stimmenwirrwar auch gar nicht mehr ihre eigene Stimme hören. Die ist aber für jemanden, der ja hauptsächlich Inspiration aus sich selbst ziehen soll, immens wichtig. Sie ist der einzige Kompass. Und mit das höchste Gut, die kreative Quelle. Und der einzige Antrieb. Wenn diese Flamme totgequatscht oder ausgelöscht wird im Sturm des Kommentarflut- und Bewertungsblödsinns online, ist niemand mehr da, der etwas erschaffen könnte. Aus dem Nichts. Denn dafür braucht es eben auch das NICHTS. Die Stille, die Ruhe. Die innere Abgeschiedenheit. In Sicherheit.
Wenn ich auf all das zurückblicke, auf alle den Sche*ß, den ich mir da angetan habe in den letzten Jahren, und mich selbst frage: "Warum, WA-RUM hast du das nochmal gemacht?", kann ich nur aufhören, mir an den Kopf zu fassen indem ich mich daran erinnere, was denn auch GUT an dem Ganzen war...
denn natürlich gab es auch Gutes an der ganzen Sache oder Dinge, die für mich dabei hinten herausgekommen sind: z.Bsp. die schon oft gepriesenen, mannigfaltigen Segnungen des großen Hautpflegewissens, welches ich ohne das Bloggen nie erworben und mit meinen Hautproblemen heute allein dastehen (und wohl auch unbeholfen an ihnen rumdoktern) würde. Oder aber, daß es für jemanden wie mich, der kreativ veranlagt ist, ein tolles Gefühl ist, durch das fürs Beautybloggen typische Learning by doing (und jahrelanges Üben) u.a. ein aufwendiges AMU schminken zu können, was am Ende auch wirklich gut aussieht und nicht nur nach 'gut gemeint.'
Und WIE habe ich es geliebt, im Sommer auf dem Balkon mit meinem Laptop zu sitzen und dort meine sommerlichen Blogposts zu gestalten, meine Themenwochen und Sommer-Looks und und und.. inspiriert von dem, was mich umgab und was ich lebte. Heute blogge ich nicht mehr auf dem Balkon, weil ich im Sommer pausiere, statt durchzuarbeiten. Weil im Hochsommer lesertechnisch Saure Gurken-Zeit ist und ich online dann noch weniger Gesellschaft bei dem habe, was ich da tue. Und es niemanden mehr gibt, der sich mit mir zusammen begeistern könnte für das, was ich mir ausdenke und erarbeite und produziere.
Grundsätzlich habe ich von meinem Standpunkt aus aber mehr mit der Welt geteilt als sie mit mir: ich habe ihr mehr gegeben als ich zurückbekommen oder aus dem Ganzen mitgenommen habe.. Und das war okay so. Ich finde es nicht falsch oder bereue es, im Gegenteil, ich finde es gut. Ich finde es gut, etwas geben zu können, wenn ich es kann, unabhängig davon, was ich daraus mitnehme.
Am Anfang, in diesem gefühlten Vakuum, war die Sicherheit. In der Abgeschiedenheit. Selbstvergessen, in mich versunken.
Ich vermisse die absolute Ruhe, den süßen Klang der Stille. Den stillen, leeren Raum, in dem mich niemand kannte. Und in dem niemand war außer mir. Es war singen auf einer leeren Bühne, vor einem leeren Haus. Dann bin ich immer am besten. Dann bin ich ICH.
Und so sitze ich wieder eingekuschelt auf meinem Bett mit dem Laptop auf meinen Knien, nur ist diesmal nicht Winter, sondern Frühsommer. Draußen singen die Vögel - und ich bin in Sicherheit. Ich fühle mich sicher; abgeschottet... ab jetzt werde ich wieder nur mit mir selbst reden.