Montag, 6. Mai 2019

What I'm up to #5

The life... in front of my eyes


Es ist Mai, es ist kurz vor den großen (Blog-)Sommerferien, somit ist es auch Zeit für den alljährlichen Beitrag zur Lage der (Blog-)Nation!


Ich muss sagen, daß ich dieses Format fast vergessen hatte.. gut, was ich nur einmal im Jahr tue und somit bisher insgesamt nur 4x in meiner gesamten Blogkarriere, steht den anderen 1300 Blogposts etwas verloren gegenüber... aber daß ich mich angesichts meiner aktuellen Laune fragte, ob ich dazu nicht einmal mal was schreiben sollte und es mir so von der Seele schreiben könnte und das das vielleicht aktuell die beste Idee für einen Blogpost wäre, nur um dann zerstreut zu entdecken: "Ach ja stimmt, hast du ja eigentlich immer um diese Zeit herum im Frühjahr gemacht!!" 
verdeutlicht gut meine Lage, denn:

ich fühle mich ausgebrannt.


Was seltsam für mich ist, denn hätte ich sonst immer die negativen Gefühle, die ich für mein Blogprojekt hege, eher mit 'Frustration, Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation und Erschöpfung' beschrieben, so blieb mir doch auch unter der größten Anstrengung stets die Freude am Ganzen erhalten, d.h. egal wie müde ich auch war, meine Begeisterung für das Ganze - thematisch, an sich - war immer ungebrochen. 
Heute weiß ich: ausgelaugt und ausgebrannt sind zwei unterschiedliche Gefühlszustände, denn im ersten will ich nur schlafen, im zweiten.. interessiert es mich nicht. Es interessiert mich nicht, ob ich jetzt aufhören darf oder noch weitermachen sollte, wann etwas online geht und WAS das genau ist.. es interessiert mich einfach nicht. Zumindest im Moment nicht. Und das schon seit einer ganzen Weile. 
Schon seit einer ganzen Weile arbeite ich vor, nur um dann endlich an den Punkt kommen zu können, an dem ich NICHT mehr an dem Ganzen arbeiten muss, d.h. ich habe in den letzten Wochen wie ein Berserker Videos vorgedreht und geschnitten, ich habe Blogposts für mehrere Monate durchgeplant und terminiert und ich habe einen Zettel neben mir liegen, auf dem alles mit mehreren Farben getextmarkert und in mehreren Ebenen 'abgestrichen' ist um mir bildlich zu zeigen, wie nah ich meinem Fernziel doch gekommen bin, und das ist.. das alles hier NICHT mehr zu machen. Eine Pause davon zu bekommen, eine LANGE Pause! Am liebsten von jetzt bis Anfang September!! 

Ich will wieder das Leben leben können, was jetzt ist; ich will wieder sehen und spüren können, was ich sehe, nicht nur was sich in meiner inneren Gedankenwelt abspielt, während ich - wie blind - auf einen blauen Frühlingshimmel starre, den ich ja doch nicht richtig sehe. 
Ich wollte so gern vorarbeiten, um die schönste Zeit im Jahr so richtig genießen zu können, um unbelastet Frühjahr und Sommer aufsaugen zu können und Kraft zu tanken... und mir fällt auf, während ich das so schreibe, daß der Blog anscheinend kein Teil mehr davon ist. Von meinem Leben. Von dem schönen Teil meines Lebens. Denn früher saß ich unheimlich gern in der warmen Jahreszeit auf dem Balkon, mit dem Laptop vor mir und mit einem kühlen Getränk neben mir, um ein paar Stunden was an einem Blogpost zu tippen. Es war cool und hat Spaß gemacht und war auch so ein bißchen fancy, wie Online-Redakteurin für Anfänger, aufgehoben in der belebten und bunten Beautyblog-Blase der Anfangsjahre.  
Damals hat das Sitzen vor dem Laptop, während andere sich neben mir sonnten, mein Leben bereichert; heute muss ich denken, das es mich belastet, wenn ich doch nur davon träume, endlich mal wieder frei davon auf genau diesem Balkon sitzen zu wollen, oder? Wenn ich formuliere, daß ich das Leben genießen können will und es der Blog ist, der mich davon abhält? Und wenn ich schreibe, daß Kraft tanken etwas ist, was mir nicht der Blog gibt, sondern was ich durch ihn nötig habe. 

Leider ist von "dem sagenumwobenen Gefühl, seinen darstellerischen Neigungen in aller Öffentlichkeit nachgehen zu dürfen" also nicht mehr viel übrig geblieben. Denn anders als noch vor ein paar Jahren ist das Arbeiten an ein paar Fotos oder das Schreiben eines Textes kein Leckerli mehr für mich, was ich mir selbst vor die Nase halte um mich zu belohnen und der Gedanke, mich vor den Computer zu setzen und für ein paar Stunden darin abzutauchen ruft keine freudige Begeisterung mehr in mir hervor, eher angestrengte Betriebsamkeit. Ich arbeite heute wahrscheinlich noch mehr und noch verbissener an all den ganzen Fronten, die ich mir selbst online aufgemacht habe (zwei Blogs, YouTube, Instagram) als je zuvor, aber nicht aus großer Liebe zum Prozess oder Endprodukt, sondern nur aus der wahnwitzigen Überlegung heraus "Wenn du jetzt 2-3 Nachtschichten einschiebst, hast du alles weg, auf einmal, alles, und bist FREI!" Ich stehe also selbst mit der Peitsche hinter mir, um abzuarbeiten, was abzuarbeiten ist: aber ich sehe dabei nicht mehr glücklich aus, auch nicht mehr gefrustet oder unzufrieden oder irgendwie emotional involviert, nein:  wenn ihr mich jetzt durch die Frontkamera des Laptops sehen könntet, müßte mein Gesicht unbewegt wirken, desinteressiert und wie distanziert. Ja, das ist es: ich bin von dem Ganzen mittlerweile schon ziemlich weit weg, nicht mehr nah genug dran, um mich dafür zu begeistern. Meine Begeisterung wurde ausgebrannt, im Feuer von... weiß ich nicht.
Ist eine lange Geschichte, denke ich. Sie dauert schon mindestens sechseinhalb Jahre.


8 Kommentare:

  1. Der Mitarbeiter5. Mai 2019 um 09:59

    Leg doch die Peitsche weg. Wir beide wissen, wohin es führt, wenn man Dinge macht, die einen nicht gut tun. Es hilft niemanden, wenn zwar die Blogpost online sind, du dafür vollkommen fertig bist.
    Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Zuviel ist zuviel. Wenn du in der Pause denkst, ok ich könnte mal wieder, weil ich Lust darauf hab...dann ist es ok. Aber nicht auf Teufel komm raus. Noch wichtiger als der Blog, solltest du dir selbst sein. Denn ohne dich gäbs diesen wundervollen Blog nicht.

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    1. Du weisst, dass ich so nicht funktioniere. Pause und ein bisschen und auf schön gemütlicher Sparflamme und dann doch wieder und wieder.. Dinge, die nicht funktionieren, zehren auch in kleiner Dosis an mir. Nicht nur in großer.
      Ich sehe es auch so wie du, dass ich Urlaub brauche. Eine Pause. Und gerade deswegen soll vorher alles erledigt sein, damit meinw Pause meine Pause ist und nicht wieder nur ein.. 'mach doch ein bisschen.'

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  2. Ich denke, dass man manchmal an Projekten und Sachen festhält, die einem früher viel Freude machten, weil man die Zeit ein Stück mehr zurück drehen will und diese Freude wieder erleben will. Und oft gar nicht realisiert, wann aus Spaß Pflicht oder Frust wird.
    Du machst den Blog für dich, du bist nur dir selbst über verpflichtet. Und wenn du jetzt aufhörst obwohl noch was geplant war, dann ist das so.
    Schau, dass es dir gut geht.
    LG Isabell

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    1. Dankeschön, das ist sehr lieb von dir, das zu schreiben. Tatsächlich kann es sein, dass du sehr gut getroffen hast, was bei mir mit reinspielt. Oft schsue9ich mir ältere Blogposts von mir selbst an und erinnere mich gern zurück. Andererseits ist es auch so, dass mich viel der Gedanke daran, wie ICH manches machen wollte und ursprünglich geplant hatte, nach wie vor festhält, weil ich anscheinend das Gefühl habe, das noch nicht umgesetzt zu haben..

      Was die aktuellen Beiträge angeht, die gehen auf jeden Fall online! Ich hab so hart daran gearbeitet, die werden veröffentlicht, komme was Wolle! Sind alle schon fertig, terminiert und auf 'automatisch veröffentlichen eingestellt. CHECK!! :-D

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  3. Manchmal sind Themen auch einfach durch, zumindest für eine gewisse Zeit, in einem bestimmten Format, oder wie auch immer.
    Das hier ist DEIN Hobby, du machst das hier für dich. Wenn es dir keine Freude mehr bereitet, ist es vielleicht Zeit, was anderes stattdessen zu machen. Hobbies sollten doch Spaß und Freude machen, wie du es schreibst dass es der Blog früher für dich getan hat.
    Es ist immer schwierig, sich von vertrauten Dingen zu verabschieden, vor allem, wenn sie mal sehr positiv für einen waren. Ich werfe in solchen Fällen eine Münze, um zu spüren, ob ich mich nicht in Wirklichkeit schon entschieden habe und nur Angst habe, die Entscheidung umzusetzen.
    Viele liebe Grüße!

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    1. ^.^ Ich glaube, ich sollte mir zu solchen eher persönlichen Monologen einen Disclaimer überlegen, den ich über oder unter jeden solcher Blogpost klatsche und klarzustellen: es ist sehr sehr lieb, wenn ihr euch sorgt oder mich beraten wollt, aber ich schreibe hier um zu schreiben, nicht weil ich irgendwie Hilfe suche oder brauche oder irgendwas in der Art *.+ Insofern: Mitfühlen: gern!! Sorgen und sich Gedanken über mich machen: unnötig! Bitte keine Zeit daran verschwenden ;-)

      Vor allem weil alles, was ihr hier sehen könnt, immer nur ein winziger Teil des Ganzen ist, das heißt: alles, was ihr euch mühevoll aus den Rippen schneidet an Rat, Tat- und Lebenshilfe, wird den Kern des möglicherweise bestehenden Problems niemals treffen, da ich mein Leben ja niemals komplett abbilde. Eher noch im Gegenteil, ist das Schreibprojekt hier ja eine "künstlerische" Bearbeitung davon, genau wie solche Einträge. Es ist mehr Kunstprojekt als Tagebuch... sieh es wie eine Gemäldeausstellung. Beim "Schrei" von Munch will auch keiner die Figur auf dem Bild tröstend tätscheln ;-)

      Um aber von hinter den Kulissen zu plaudern: ich hab die Blogposts und Videos, die MIR so Arbeit gemacht haben, jetzt alle abgehakt und fertig und bin also wieder entspannter. Und ich überprüfe jedes Jahr bzw jede neue Saison (ist in Blogkreisen ja wie bei Mode) aufs Neue, wie mir das Ganze gefällt und wie ich dazu stehe und was ich mitmachen will und was nicht. Die Antwort darauf fällt jedes Jahr anders aus, was ich auf in meinen Online-Aktivitäten gespiegelt habe, was ihr aber vielleicht nicht so sehr seht wie ich, weil die Veränderungen und Umstellungen und Anpassungen von aussen weniger radikal wirken als von innen. Aber meine Einstellung zu dem ganzen Thema ist ganz anders als noch vor 6 Jahren. Und was dabei hinten wie genau wann rauskommt, auch was den Blog betrifft, mach ich erst publik, wenn ich mir sicher bin und alles in Sack und Tüten ist. Es bleibt also spannend, wie immer :-D

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    2. Genau so war es gedacht: ein bisschen Mitgefühl, aber vor allem einfach nur Unterstützung für deinen Entscheidungsprozess - aus der Ferne und ohne die Umstände zu kennen zu sagen, du machst das schon so wie du meinst, und dann passt das auch.
      Und das mit der Münze ist einfach mein liebster Trick, egal um welche Entscheidung es geht, weil es so simpel ist, manchmal aber doch Klarheit bringt.
      Und: doch, genau das löst der Schrei in mir aus - ich will zwar nicht die Figur, aber den Edvard fest in den Arm nehmen, wenn ich mir das Bild anschaue... so gehts mir mit ganz viel Kunst.
      Liebe Grüße!

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    3. Ich finde ja, daß Kunst dann gut ist, wenn sie etwas im Gegenüber auslöst: sei es nun Abscheu oder Bestürzung oder Faszination oder Bewunderung, solange es nur nicht Indifferenz ist. Langeweile. Das bedeutet auch, daß Kunst nicht immer verständlich sein muss oder leicht zugänglich. Angeblich soll das Nachdenken darüber ja Teil des Ganzen sein, die Arbeit, die der Betrachter zu erledigen hat.
      Mitgefühl ist also eine absolute legitime Reaktion auf ein Gemälde!
      Was konkret den Munch angeht würde ich aber mal behaupten, daß du ihm wahrscheinlich (ich kenne ihn nicht, wie sonst auch niemand) keinen Gefallen tätest mit deinem Trost; die meisten Künstler wollen ernstgenommen werden in ihrem Schaffen: auch wenn sie Emotionen verstofflichen und deswegen auf einer anderen Ebene arbeiten als die meisten Werktätigen mit ihren Produkten, so sind sie keine verwahrlosten Kinder, die einen Sozialarbeiter brauchen. Das wäre meiner Meinung nach eine grobe Misskonzeption von Kunst.
      Ich weiß das von mir, daß natürlich viel auf dem Weg tatsächlicher Bedrängnis entspringt, was aber mMn Teil des Künstler-Selbst und für die jeweilige Person dahinter insofern seit Anbeginn des eigenen Lebens normal und nicht unbedingt quälend oder irgendwie angsteinflössend ist, nein: sie hilft ja mit beim Schaffensprozess. It is how we proceed, kann ich da immer nur denglish sagen, weil es so passt, meiner Erfahrung nach. Und je länger du auf diesem Weg vorangehst desto mehr Distanz hast du auch zu den Quellen deines Schaffens, die dich inspirieren, aber vielleicht nicht mehr so stark tangieren. Vieles wird ja auch sehr viel später verarbeitet (ich meine künstlerisch), als es erlebt wurde oder die Idee dazu entstand.
      Munch war anscheinend schon Mitte 20, als begann an dem Schrei zu arbeiten. Viel wichtiger aber: er hat das Motiv die folgenden 17 Jahre immer wieder verarbeitet. Das verdeutlicht schön, was ich meine: zum einen, daß Künstler die Kunst zwar auch persönlich nutzen "(...) Munch verarbeitete in dem Motiv eine eigene Angstattacke während eines abendlichen Spaziergangs, bei der er einen Schrei zu vernehmen meinte, der durch die Natur ging (...)", sie anschließend aber ihre persönlichen Belange wiederrum und andersherum für ihre Kunst ausnutzen. Da wird eine gute Idee und ein gutes Motiv wieder und wieder bearbeitet, bis es für einen durch ist - und daraus ein wirklich gutes Werk entstanden ist! Ich meine damit, daß 17 Jahre nach einem eventuell angsteinflössenden Moment und einem ganzen Kanon an Produkten, die aus einer Inspiration entstanden sind, Munch vielleicht für eine Umarmunmg weniger empfänglich gewesen wäre als für jede andere Reaktion auf seine ARBEIT! Privat würde die bestimmt keiner abschlagen, aber in seiner Funktion als Künstler, der etwas erschafft und gern eben auch diese Produkte seiner Arbeit präsentieren möchte, ist das für mich wie ihn zu unterschätzen.
      Das ist nur meine Einschätzung zu dem Thema und wie ich es sehe.. und mich darin fühle. "Verwechsle niemals Werk und Autor, und den Autor nicht mit der Person dahinter."

      Liebe Grüße!

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