Sonntag, 27. Januar 2019

Beautybloggen: was davon bleibt 💻

The life... in front of my eyes


Denn der Boom ist jetzt wirklich vorbei.


Anfangs habe ich ja gedacht, dass dieses Projekt 'Beautyblog' vielleicht ein Jahr dauern würde: ein Jahr, in dem ich mal ausprobiere, was es da alles so auszuprobieren gibt. 365 Tage, an denen ich mich hineinwerfe in das Experiment und die Blogosphäre.. Was mich dann so viel länger hier festgehalten hat, waren meine eigenen Ideen. Die immer weiter sprudeln, die ich nicht verwerfen wollte, und die mir auch jetzt, nach 6 Jahren, ermöglichen würden, nochmal mindestens 6 Jahre zu bloggen - oder zumindest ein dickes Schönheitsbuch zu schreiben.
Und so habe ausgerechnet ich, die nie dachte, länger als ein Jahr dabeizubleiben, dem mittlerweile untergegangenen Genre die Treue gehalten: ich denke das liegt daran, daß ich schon immer kreativ tätig war und eigentlich keinen Anschub von außen brauche, um etwas zu erschaffen, wenn es nur mich interessiert. Und viel mehr als ich sind mittlerweile auch nicht mehr dabei..




Also, was bleibt? Denn ich war ja dabei und habe quasi sechs Jahre lang eine Makeup- und Hautpflege-Ausbildung in Eigenregie gemacht, nach dem Prinzip Learning by doing, sozusagen.. Und Beautybloggen hat eine Menge für mich getan, in der Hinsicht (siehe auch: "What beauty-blogging did for me"). Ich habe in meinem OneNote-Blog-Organizer sogar einen extra 'how to'-Ordner für all diese gesammelten Erkenntnisse, in den ich über die Jahre nach und nach alle diese "Tipps und Tricks" abgelegt habe. Aber mal vom know-how abgesehen, 

was bleibt heute noch konkret übrig?

  1. eine Menge Schminke (!)
  2. eine ausgeklügelte Hautpflege-Routine 
  3. bessere Haut (!!)
  4. viel mehr Wissen (!!!)
  5. eine Menge gespeicherter Looks, ob nun selbst geschminkt oder von anderen übernommen
  6. und ein ganzer Haufen an Artikel-Entwürfen in OneNote und meinem Planer und unkatalogisierten Memos, aus denen ich gefühlt ein dickes Schönheitsbuch machen könnte, einen richtig dicken Wälzer, mit einer angeschlossenen Online-Plattform für Videos und Aktualisierungen in Form von Blogpost: ein richtiges Mädchen-Welt-Universum 🎀

Die Situation in der außer-bloggenden Wirklichkeit hingegen hat sich nicht stark verbessert, eher im Gegenteil: es gibt z.B. nach wie vor furchtbare und vor allem nicht wahrheitsgetreue Anleitungen in Zeitschriften (früher gab es in der GIRL! zumindest eine echt gute Schminkschule), die keinesfalls das Vakuum füllen können, was das untergegangene Reich der Beautyblogs mit seinen detaillierten Anleitungen und lebensechten Tipps mal gefüllt hat. Jeder engagierte Beautyblogger mit mehr als einem Jahr Erfahrung könnte wohl fast JEDEM dieser Zeitschriften-Redakteure locker das Wasser reichen und deren unausgegorene Kon­zep­ti­o­nie­rung der Beautystrecken mit einem Fingerstreich durch etwas tausendmal Spannenderes und vor allem SUBSTANZIELLERES ersetzen...

Und ich spreche hier explizit vom Beautyblog-Reich, weil meiner Meinung nach YouTube kein Ersatz dafür ist: war es nie und wird es wohl auch nie sein. Das liegt nicht nur am anderen Genre (bildzentriert statt textlastig), was an sich weniger Informationsgehalt mitbringt, nein, es liegt auch an der unterschiedlichen Herangehensweise, was ich am besten daran gesehen habe, wie alteingesessene und langgediente Beauty-Blogger wie z.B. Carina Theresa von Creamsbeautyblog das Medium VIDEO nutzen und deswegen noch die besten Kandidaten wären, um Beauty-YouTube zu bespielen.. leider gibt es aus der Sparte viel zu wenig Video-Creator. Dabei könnten genau diese, ehemaligen Beautyblogger tatsächlich fundierte Produktbesprechungen, gute Kameraeinstellungen und realistische Bilder liefern, womit der Zuschauer auch wirklich was anfangen kann, wenn Kurzfilme nun mal das neue Genre sein sollen, was das alte ergänzt.. oder vielleicht sogar ersetzt. 




Leider läuft die Entwicklung aber genau andersherum: die aktuell letzten Mohikaner verabschieden  sich nach und nach - oder schlagen sich mit viel weniger Unterstützung als früher fast allein durch, was dazu führen wird, daß auch diese eher aufhören, als dranzubleiben.
Und dann sitzen eine Menge gut ausgebildeter, junger Frauen wieder - wie vor dem Aufstieg des Beautyblog-Imperiums - unvernetzt allein daheim, diesmal aber auf einem Haufen ungenutzten Wissens und Fertigkeiten, wie Produktfotografie, Bildbearbeitung, Social Media Marketing..........


Was ich nämlich in den letzten Jahren durch dieses sehr aufwendige Hobby gelernt habe, erstaunt in der Summe dann doch:


  1. ich kann Fotos mannigfaltig bearbeiten, da ich extra dafür einen Photoshop-Kurs belegt habe und das Programm seither fast täglich benutze: ich bin also mittlerweile echt versiert in allem, was Retusche-Verbessern-Beschriften etc. angeht (und jeder, der Photoshop CC mal  'einfach nur so' benutzen wollte, WEIß, daß das bei dem komplizierten Programm nicht selbstverständlich ist 😅)
  2. ich kann heute nicht nur konzeptionell einen Kurzfilm planen (rein unter kreativen Gesichtspunkten betrachtet konnte ich das vorher auch schon), nein, ich kann ihn auch produzieren und nachbearbeiten. Speziell beim Videoschnitt habe ich nicht nur gelernt, was da so grob alles machbar ist, sondern habe sogar die totale Routine entwickelt in den ganzen Arbeitsabläufen, was mir beim gelegentlichen Zusammenbasteln von ein bis zwei Urlaubsvideos/Jahr bestimmt nicht passiert wäre
  3. was den rein technischen Aspekt angeht, habe ich nun nicht nur ein bißchen Ahnung davon, wie Social Media funktioniert und was die Mechanismen hinter dem neuen Marketing auf diesen Plattformen angeht, sondern habe auch einen kleinen Einblick in Webseiten-Design und sowas wie html bekommen.. 
  4. und: mein Englisch ist jetzt (wieder) gut genug, um BBC-Radio im Auto zu hören, ohne dabei eigentlich mitzubekommen, daß die Sendung nicht auf Deutsch oder Französisch (meine beiden anderen Sprachen) läuft
  5. Aber das Wichtigste für den Schreiberling in mir bleibt nach wie vor, daß ich meine Angst vor (nicht-fiktionalen) Texten verloren habe, die terminiert sind und die ich auch mit einem Abgabedatum vor Augen heute einfach mal pünktlich zu Ende bringe. Klar schaudert es mich nach wie vor innerlich bei der Vorstellung, was nicht richtig zu machen, meine eigenen Vorstellungen nicht umsetzen und insgesamt meinen eigenen (überzogenen) Ansprüchen nicht gerecht werden zu können, aber die große Scheu vorm FERTIGEN Text, die mich früher so oft gelähmt hat, die habe ich definitiv abgelegt. 




Mal davon abgesehen, daß ich also nicht nur mich, sondern auch fast jeden aus meiner Umgebung mittlerweile (recht) fachmännisch zurechtmachen und dann auch noch ansprechend fotografieren (plus dem armen Opfer noch ungefragte Ratschläge zum eigenen Hautpflegeprogramm aufzudrücken) könnte, sind DAS doch mal Fertigkeiten, die sich sehen lassen können: was Handfestes! Und alles bloß, weil ich in die Beauty-Blogosphäre eingetaucht bin: analog wäre mir das nicht einfach zugeflogen. Und es ist auch nur so gekommen, weil ich wirklich mitgemacht habe: vieles, was ich heute als neue Fertigkeit aus der Sache mitnehme, habe ich ja nicht durch Zuschauen erworben, sondern durch Einüben. Und zwar immer und immer wieder, durchs Produzieren und Reproduzieren und durch die dadurch entstandene Routine und auch - in gewissem Maße - Professionalisierung.
Ich habe zwar nie mit Blog/YouTube/Instagram Geld verdient, aber ich habe immer versucht, alles so ordentlich und professionell wie möglich zu machen, eben weil ich es öffentlich gemacht habe - zwar nicht FÜR die Zuschauer, aber doch VOR DEN AUGEN der Zuschauer - und das hat in einem hohen Maße zu einem höheren Grad an Professionalität beigetragen.. ich handele (ganz allgemein) und präsentiere meine Basteleien (im Speziellen) eben doch anders wenn ich weiß "that someone is watching". Es macht einen Unterschied, ob ich etwas nur für mich mache oder weiß, daß es anschließend ausgestellt wird (oder als Aushang in den Schulflur kommt 😊). Die Öffentlichkeit bzw. das Bewußtsein über den öffentlichen Blick auf meine Online-Projekte haben mich das Ganze immer noch gewissenhafter betreiben lassen, mich angetrieben, es nochmal anzuschauen und zu verbessern und mich somit immer weiter vorangebracht in allen Bereichen und Fähigkeiten, die dafür nötig waren.. und hat mich das zwar oft gestört und manchmal auch gequält, so hat es aber auch dafür gesorgt, daß ich so gut darin geworden bin, wie ich eben werden konnte.
Klar hatte ich durch das Beautyblog-Lesen auch schon einiges gelernt; das haben wohl wir alle, als wir in diese neue, coole Welt eingetaucht sind, die vor ein paar Jahren plötzlich vor uns aufgetaucht ist.. aber all das, was ich hieraus mitgenommen habe war meiner Meinung nach bloß möglich durch das  Prinzip aus: 'mittendrin statt nur dabei'!




Die dauerhafte Beschäftigung mit dem Online-Beauty-Business hat allerdings ebenso dafür gesorgt, daß meine Sprache verarmt (Rechtschreibung und Grammatik sind nur was für Nicht-Beautyblogger), mein Ausdruck leidet (Synonym-Wörterbücher scheint kein BB zu besitzen) und ich jeden Tag aufs Neue hart um die Aufrechterhaltung meiner Muttersprache (DENGLISH = die Sprache der digital natives!) kämpfen muss...  
Nach 6 Jahren vor dem PC weiß ich außerdem, was Laptops für Übeltäter sind, wie sich Touchpad-Arm und Computermaus-Nacken und Schulterschmerzen anfühlen, die über Monate anhalten und mich schlecht schlafen lassen; und so kommt es auch, daß ich nun - über den Umweg des Beautybloggens - herausgefunden habe, was ich alles für meine Brustwirbelsäule und die anderen Abschnitte meines Rückens tun kann (und muss), genau wie, daß eine sitzende Tätigkeit langfristig nix für mich ist.
Und das ich eigentlich nur raus muss, einfach weg vom blendend weißen Bildschirm, irgendwohin, wo wirkliches, echtes Licht scheint..

All das weiß ich jetzt

365 Tage x 6 
später



P.S. wenn Du planst, heute noch Beautyblogger werden zu wollen, findest Du hier eine Anleitung für totale Anfänger 😉



4 Kommentare:

  1. Eine spannende Bilanz, so die handwerkliche Seite des Hobbys zu beleuchten. Und diese kreativ-handwerklichen Fertigkeiten werden dir ja wahrscheinlich auch langfristig nützlich sein, egal ob du in diesem Bereich aktiv bleibst oder nicht.
    Was die negativen Auswirkungen auf die Sprache angeht: ich glaube, da bist du zu kritisch mit dir selbst. ^^ Deine Posts sind besser geschrieben als die meisten Zeitungsartikel, und ich lese nicht die Bild! ;D

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    1. *Haha*, also zuerstmal: danke für die Blumen! Und nein, ich meine damit nicht zwingendermaßen, daß man das meinen Texten anhört (*puuh*), sondern daß ich das im Prozess des Schreibens merke, konkret eigentlich seitdem ich angefangen zu bloggen, bzw. so ein paar Monate nach Beginn. Da ich immer recht viel veröffentlicht habe, habe ich a) immer viel geschrieben und b) allgemein viel damit zu tun gehabt in dem Sinne, daß ich Recherche betrieben habe und andere Blogs gelesen habe usw. Und nach kurzer Zeit fiel mir auf, wie mein Ausdruck gelitten hatte.. fielen mir früher immer von allein mannigfaltige Synonyme und schöne Formulierungen ein, so mußte ich bald nach Worten suchen und auch sowas wie Redewendungen, die einem eigentlich geläufig sind, immer wieder überprüfen oder ewig nach ihnen im Gedächtnis kramen. Und ich denke, daß das eindeutig an der Beauytblogwelt liegt, in der ich ja hauptsächlich 'gelesen' habe, anders als in lektorierten Büchern oder Zeitschriften-Artikeln oder im Feuilleton (manchmal lese ich das und habe danach das Gefühl, gerade wie eine Blume mit Sprach-Saft getränkt worden zu sein.... jaaaaaaa!): und da werden eben wenig rhetorische Mittel verwendet und wird wenig Wert auf 'Schönsprachigkeit' gelegt und das färbt ab! Außerdem schreibe ich oft unter Zeitdruck bzw innerem Druck, das fertigzukriegen, nachdem ich ja schon die anderen, anstrengenden Tätigkeiten erledigt habe, die zum fertigen Blogpost dazugehören (eierlegende Wollmilchsau *WTF*) und da leidet die Kreativität auch drunter, so daß ich ganz oft mit rauchendem Kopf dasitze und nach einer Formulierung suche und entnervt aufgebe und sage: dann heute ohne schöne Allusion!! *grrr* Dabei ist mir das am wichtigsten - neben dem Inhalt, den ich transportieren will, natürlich - daß es gut geschrieben ist, was ich hier mache.. wenn schon das Thema an sich keine große Kunst ist ;-)

      Liebe Grü-hüße

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  2. Eine sehr ehrliche, ungeschönte Bilanz. Stimmt einen sehr nachdenklich . Auch als nicht Blogger finde ich, dass die vermehrte Nutzung von Internet , social Media und Co viel Einfluss auf einem hat, leider nicht nur guten.
    Danke für das Teilen deiner Gedanken.
    LG Isabell

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    1. Dankeschön! Ich finde auch, dass das in der Summe eher 'ungeschönt und iwie erschreckend' als nur 'toll toll toll' wirkt..nicht? Uch überzuckere Tatsachen ja eh eher weniger, aber hier wollte ich schon rüberbringen, wie bittersüß diese Bilanz ist; ich schaue zweigeteilt auf das Thema zurück

      Und ja, du hast absolut recht: es verändert uns alle, auch den Zuschauer. Es bindet Aufmerksamkeit und Energie, das neue Medium, und ich kann als Mit-Macher vielleicht noch am ehesten daraus was mitnehmen (siehe Aufzählung) aber wenn ich nur zusähe und konsumierte..mir wäre irgendwann ein bisschen schlecht ^.^ Geht mir ja oft so, wenn ich mal nicht blogge und so 'mindless scrolling' durch Instagram oder YoUtube oder so mache.. Stunden vergehen da und danach fühle ich mich selten besser als zuvor, eher irgendwie ausgelaugt. Keine Ahnung, wieso..obwohl, doch: es ähnelt dem Gefühl, was ich früher nach einem Sofa-Marathon vor dem Fernseher hatte; viereckige Augen hieß das damals :-P

      Ich frage mich gerade ehrlich, wie wir das für uns alle verbessern könnten, diese unguten Nebenwirkungen..ich sollte für meinen Teil hier definitiv immer brav regelmäßig meine Naturbilder hochladen, damit ihr zumindest durch den Bildschirm dann doch einen Ausblick raus bekommt, ins Freie..wo der Blick schweifen kann :)

      Liebe Grüße!

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